Tag 9: Der Feind in meinem Beet

Es ist jedes Jahr das selbe. Sobald die ersten grünen Spitzen sich aus der braunen Erde bohren, bin ich in Alarmbereitschaft. So auch jetzt. Ich bin gerade jeden Tag im Garten und beobachte sehr genau, was sich auf unserem Stück Natur so tut. Ich freue mich über das Wachstum der im letzten Herbst gesteckten Tulpen, bin überrascht, dass die laut Packung weiß-orangen Narzissen gelb-orange blühen, warte auf das Wachstum der schon vor zwei Jahren gesetzten Kaiserkrone vergeblich – und beobachte ihn – meinen Feind. Der Kampf hat begonnen, noch habe ich die Oberhand, aber in 2 Wochen kann das schon ganz anders aussehen. Sein Name ist Giersch. Er macht sich völlig ungeniert breit, zwischen Pfefferminze, Lilien, Bambus – überall. Ungefragt und ungewollt. Jedes Jahr reiße ich mit Leidenschaft seine Wurzeln – so weit ich an sie rankomme – aus, aber er hat einen Ãœberlebensinstinkt, der beängstigend ist. Er wächst immer wieder und weiter. Ich kann nur regelmäßig ihn eindämmen, er wird aber nicht verschwinden.

 

Es ist so ein bisschen wie mit manchen Gedanken, die so tagsüber immer wieder kommen. Ich meine diese Art von Gedankens die einem selbst – und in der Folge dann auch seinen Mitmenschen nicht gut tun. So etwas wie
Du kannst das nicht! Man, bist du blöd. Wieso hast du das schon wieder vergessen. Du kriegst das nicht hin.
Gedanken, die ich über mich selbst habe, und die mir nicht gut tun, mich runter ziehen und meine Laune bzw. Befindlichkeit beeinträchtigen.
Sie tauchen einfach auf. Ungewollt. Und wenn ich sie heute rausgeschmissen habe – morgen sind sie wieder da. Was soll das eigentlich? Ich will so etwas doch gar nicht haben.

In diesen Tage ist es von besonderer Brisanz, wie ich über mich denke, denn das kann meine Stimmung beeinflussen. Und die Stimmung einer Mutter kann großen Einfluss auf das Familien-Klima haben.

Ich werde nicht verhindern können, dass negative Gedanken über mich selbst auftauchen. Aber ich kann entscheiden, ob ich sie wachsen lasse oder sie sich sogar vermehren dürfen. Nein, das will ich nicht.

Ich brauche nicht die Fehler-Perspektive sondern die Liebes-Perspektive. Meine Kinder übrigens auch. Ach und mein Mann auch. Zu wissen, dass ich geliebt bin, egal, wie ich drauf bin, was ich gerade (über mich) denke oder wie viel ich heute geschafft habe, ist ein Privileg. Diese “Pflanze” werde ich in den nächsten Tagen noch bewusst gießen und düngen.

Tag 7: Frei-Tag

Montag ist unser freier Tag, d.h. die Handys liegen meist unbeachtet in der Küche, und Daniel und ich genießen die Vormittagsstunden ohne Kinder. Eigentlich. Naja, heute nicht. Das Wegbringen der Kinder fiel aus – das fühlte sich mal richtig nach “frei” an, dass die großen dann Schularbeiten machen mussten, war für uns Eltern weniger Entspannung. Aber es ging gut und wir mussten unsere Schulkinder nicht sonderlich motivieren.
Wir lieben eigentlich die Montags-Ruhe und lesen gern. Das fiel heute aus. Stattdessen gab es Eltern-Kinder Zeit. Mal alle zusammen, mal ein Elternteil mit einem Kind. Der große hatte sich schon lange einen Pferdestall (ja ihr habt richtige gelesen) für seine Schleich-Pferde gewünscht. Der wurde fertig gebaut. 100% Upcycling, aus alten Küchenschränken. Damit hatte der 10 Jährige gleich noch Werkunterricht. 😉
Der Mittlere wollte Holz hacken mit Papa. Das finde ich immer gut. Wir haben noch so viel Holz, das gehackt werden muss – ich glaube, das wird bis zum Herbst dauern, bis alles kleingehackt und verstaut ist.
Der Jüngste wünschte sich einen Spaziergang mit mir und half mir bei der Gartenarbeit.

Ich bin froh, wie normal sich diese alltäglichen Handlungen anfühlen. Genau das brauchen wir jetzt – das wenig Unspektakuläre, Banale. Aufregung gibt es gerade genug überall.

Tag 6: Das neue Normal

Unsere Sonntag sind gewöhnlich vollgepackt – zumindest zwischen 10 und 14 Uhr. Wir sind eine Pastorenfamilie, wir haben oft einen gegensätzlichen Rhythmus zu den meisten anderen Menschen in unserem Umfeld. Während andere Sonntagmorgen gemütlich am Frühstückstisch sitzen, haben wir die Uhr stets im Blick, für ausgedehnte Gespräche am Esstisch bleibt keine Zeit. Stattdessen werfen wir uns die “Bälle” zu: Hast du an …. gedacht? Ist ….. eingepackt? Brauchst du noch Zeit für…?

Doch heute war – wie schon letzte Woche – alles anders.

Statt zum Gottesdienst zu gehen, Leute treffen, reden, neuen Leuten begegnen, vielen kleine Handgriffen tun, damit es läuft, sich Gäste wohlfühlen und auch die eigenen Kinder nicht zu kurz kommen, saßen wir alle fünf am Frühstückstisch und schauten uns das Kinderprogramm unserer Muttergemeinde in Kenia an. Die haben seit heute nämlich auch nur noch Online-Gottesdienste. Daniel und ich freuen uns über die bekannten Gesichter, unsere Kollegen, die wir sehen, übersetzten unseren Kindern das vorgeführte Puppenspiel und sind für ein paar Minuten einfach nur Konsumenten.

Dann muss Daniel doch aufbrechen, unseren eigenen Online-Gottesdienst in unserer Kapelle aufnehmen. Auch Online-Gottesdienste müssen gut geplant sein, diese Erfahrung haben wir schon Jahre vorher gemacht. Damals leitete Daniel das Gottesdienst-Produktions-Team in Mavuno Nairobi. Jeden Sonntag wurden diese Gottesdienste im Fernsehen übertragen. Dabei lernt man eine Menge, was über Medien funktioniert und was nicht.

Während Daniel in die Kapelle fährt bleibe ich mit den Kindern zu Hause. Alle drei spielen gemeinsam und friedlich, mit viel Gekicher und auch Action. Diese Momente genieße ich – auch wenn ich gar nicht wissen will, wie das Zimmer hinterher aussieht.

Später gehen wir in den Garten, es gibt Saltos auf dem Trampolin, während ich für unsere neue “Danke”Wand noch etwas bastle.

Obwohl wir die Sonntagvormittage in und mit unserer Gemeinde alle fünf lieben, fehlt uns heute nichts. Sogar dass Papa unterwegs ist, fällt keinen der Jungs so richtig auf.

Am Nachmittag gehen wir – vorerst zum letzten Mal zu unserem Eiscafé um die Ecke, kaufen für jeden ein Eis in der Waffel. Ab morgen hat es geschlossen.

Vor dem Abendessen weihen wir unsere “Dankes”Wand ein – eine mit weißem Papier beklebte Wand auf der wir alle in den nächsten Wochen schreiben und malen, wofür wir Gott dankbar sind. Wir wollen bewusst die vielen positiven Dinge und Momente wertschätzen. Negatives gibt es auch so genug.

Tag 5: Hoffnung säen

Wie froh ich bin, dass – bei aller Dramatik dieser Pandemie – sie uns jetzt im Frühling erwischt. Im nass kalten Winter wäre es für mich so viel deprimierender.
Wir sind täglich in unserem Garten und können damit sehr regelmäßig den Fortschritt des Frühlings beobachten. Mitten in diesem unfassbaren Weltgeschehen ist das Gärtnern für mich ein Akt der Hoffnung. Wer pflanzt und säht, hat eine Zukunftsperspektive. Der will sehen, wie und was wächst. Der freut sich auf morgen. Mit besonderer Sorgfalt fülle ich Blumenkästen und -töpfe mit Erde und streue vorsichtig Samen von Petersilie, Dill, Basilikum, Zinien und Zuckererbsen hinein. Letztere nutzen wir außerdem für ein “Langzeitexperiment”. Ich möchte mit den Kindern beobachten, wie die Erbsen keimen, Wurzeln entwickeln, Blätter aus der Saat schieben – sich Leben entwickelt. Darum packen wir die Erbsen in ein Glas mit Watte – dann kann man das life beobachten.

Noch sind die beiden jüngeren nicht sonderlich interessiert. Aber das wird noch, da bin ich mir sicher. Der große hilft mir mit. Das macht er immer gern – wenn er keine attraktiven Alternativen (wie Spielgefährten) hat. Der positive Nebeneffekt: Wir haben ein paar Minuten ungestörte Mutter-Sohn Zeit. Auch wenn wir den ganzen Tag zusammen sind, bleiben die ungestörten Zeiten zwischen mir und nur einem Kind eher selten. Umso bewusster nutze ich diese Momente. Das tut uns beiden gut und füllt unseren Beziehungstank.

Tag 4: Leben spenden

Schon seit längerem hatte ich mir das vorgenommen, heute habe ich es gewagt: Ich habe Blut bzw. Plasma gespendet. Ich stand schon im Februar in der Blutspendezentrale nicht weit von uns, da wurde ich wieder nach Hause geschickt. Mein Aufenthalt in Kenia wurde mir hier zum Verhängnis, ich solle noch 4 Wochen warten. Die sind jetzt um – passend in der Zeit, wo gerade viele Spenden zurück gehen.

Begrüßt wurde von einer jungen Frau mit Mundschutz und einem kontaktlosen Fieberthermometer. Vorsichtsmaßnahmen sind gut, doch ob es das wirklich bringt? Ich werde durchgelassen und von da an überaus freundlich behandelt. Die Ärztin bestätigt mir top Blutwerte, der Blutdruck ist wie im Lehrbuch, sie fragt mich 3x, ob ich wirklich spenden will – und dann geht es los.

Der Vorteil vom Plasmaspenden – so wird mir das sehr kundenfreundlich erklärt – ist, dass wieder ein Teil des Blutes in meinen Venen zurück geführt wird, dadurch wird mein Kreislauf nicht so sehr belastet.

Ich liege auf meinem Sitz, eine sehr freundliche Krankenschwester kommt mit einer sehr großen Nadel, pickst mir routiniert in den Arm, und ich spüre, wie etwas von mir geht – mein Sitz muss nach hinten gekippt werden. Ein Glück, dass ich fast liege, denn mir wird etwas schwindelig.

Ãœberall hängen Fernseher und ich bekomme live – wenn auch ohne Ton – die Bekanntgabe der Ausgangssperre in Bayern mit. Ich denke an den dortigen Teil meine Familie, schreibe WhatsApps – und genieße die Ruhe. Bei mir dauert es etwas länger bis die 650 ml Blut zentrifugiert sind, ich denke an Daniel, der zu Hause etwas auf Kohlen sitzt. Pastoren haben in dieser bewegten Zeit definitiv keine Kurzarbeit, dafür Kurzschlaf. Ich möchte ihm nicht mehr Zeit “klauen”, wir waren uns jedoch einig, dass wir Blut spenden wollen, darum kann ich doch etwas entspannt sein. Da wo wir helfen können, wollen wir es tun.

Nach über einer Stunde darf ich wieder gehen und flitze zurück in meinen Alltag zwischen wachsenden Wäschebergen, Kinder, die Hunger haben und…

Tag 3: Psychohygiene

Es lässt sich nicht leugnen, eine gewisse Grundanspannung ist zu spüren, auch bei uns zu Hause. Zumindest zeitweise. In den letzten Tagen bekam ich so viel WhatApp Nachrichten, es wurde so viel geschrieben, die Fülle der Informationen war für mich manchmal nicht mehr verarbeitbar. Ja, natürlich ich möchte und muss auch auf dem Laufenden sein, schon von berufswegen. Doch wieviel von diesen oft nicht sonderlich erfreulichen Nachrichten lasse ich in mein Herz? – So viel, wie darin Platz hat.

Darum habe ich mich entschieden, mein Herz kontinuierlich mit Dingen zu füllen, die mir tatsächlich gut tun, und nicht nur meine Neugierde stillen.

Viel Zeit für mich habe ich ja nie, in diesen Tagen ist es aber noch viel reduzierter. Darum nutze ich jede noch so kleine Gelegenheit, mein Herz mit Gutem zu füllen.
Wie?

In unserer Familien-Bibellese-Zeit heute morgen lasen wir aus Psalm 91, 14- 15:
“Weil er an mir hängt, will ich ihn retten! Weil er mich achtet, schütze ich ihn. Wenn er mich ruft, antworte ich. Wenn er in Not ist, steh ich ihm bei, hol ihn heraus und bring ihn zu Ehren.”

Eines meiner Kinder stellt fest: Das ist ein sch̦ner Vers, den muss ich mir merken. РFinde ich auch.

Es gibt Momente in diesem Tag, da fühle ich mich echt überfordert, die Schulsachen klappen heute nicht wie gedacht, der Vormittag ist anstrengend. Während der Jüngste seinen Mittagsschlaf macht, und ich das Küchenchaos beseitige, überlege ich, wie ich meinen Tank wieder füllen kann. Ich brauche irgend einen Input von “außen”, darum greife ich zu meinem Handy und fange an, das Markusevangelium zu hören. Beim Hören und innerlich mitgehen bei den Geschichten, die mir vorgelesen werden, kehrt Frieden ein in mein Herz. So simpel, so gut. Trotzdem muss ich dran denken.

Während Daniel Videoclips aufnimmt, um mit unserer Gemeinde in Kontakt zu bleiben, streife ich mit den Kindern durch den Garten und treffe Nachbarn – das wird in dieser Zeit der Höhepunkt des Tages. Andere Menschen sehen und mit ihnen reden.

Am Abend brauche ich noch etwas handfestes, was nicht nur den Geist, sondern die Sinne stimuliert. Ich habe heute meine ersten Kräuter im Garten geerntet. Auch wenn es den Rest meiner Familie wenig interessiert, für mich ist das ein kleines Fest.

Tag 2: Besser geht es kaum

Noch nie haben wir eine Geburtstagsfeier so oft und spontan umgeplant. Unser Erstgeborener ist heute 10 geworden. Eine Party ohne Kinder ist in dem Alter einfach nicht vorstellbar. Obwohl er es kommen sah, standen ihm kurz die Tränen in den Augen, als wir ihm mitteilen mussten, dass es jetzt erst mal keine Gäste geben wird. Nicht mal sein bester Freund durfte kommen. Er versteht die Situation und es gab eine attraktive Alternative: ein großer Fahrradausflug als Familie.
Es war die beste Entscheidung heute. Wir sind raus ins Brandenburger Land gefahren – mit dem Auto, 4 Fahrräder plus Fahrradanhänger im Gepäck. Klingt aufwändig – war es auch. Irgendwie brauchen wir immer Stunden, bis wir wegkommen. Es war ca 12.30 Uhr…. Papa war – wie immer – der TourGuide und hatte das richtige Händchen für die Strecke.

Was soll ich sagen, es war genial. Wir hörten den Frühling (habt ihr schon mal einen Baum, der voller Bienen ist, summen hören), wir rochen den Wald und kochten unterwegs Cappuccino. Wir beobachteten Greifvögel und Züge – war mitten in der Natur und trafen fast niemanden. Dieses Wetter war ein Geschenk des Himmels. 17°C und Sonnenschein, das hatten wir am 18.3. auch schon anders – z.B. mit Schnee.

Ich sah mein Geburtstagskind glücklich und ausgeglichen. – Tagesziel als Mutter erreicht.

Ich bin dankbar

  • Wir haben heute unseren “Familientank” gefüllt – ich hoffe, damit kommen wir eine Weile hin.
  • Was wie eine Notlösung aussah, entpuppte sich als Lotto-Gewinn.
  • Weite sehen und spüren – das wird in diesen Tagen wahrscheinlich noch ein Privileg.

Tag 1: Routinen entwickeln

“Mama, Schule zu Hause ist viel besser.” Aus dem selben Mund höre ich wenig später lautes Schimpfen über Schule und Hausaufgaben. Die Konzentration beim Lernen lässt auch zu Hause am eigenen Schreibtisch nach und das schriftliche Subtrahieren hat es in sich.

Ich habe erst mal einen Hausaufgaben-Plan für meinen Viertklässler gemacht – und beneide ihn nicht. Nein, Ferien sind das nicht für ihn.

Trotzdem, der Tag war gut. Nach dem Frühstück endlich mal Zeit haben für das, was wirklich wichtig ist – gemeinsam die Bibel entdecken. Wir lernen mehr oder weniger regelmäßig Verse aus der Bibel, die wichtig sind, auswendig. Mir ist wichtig, dass meine Kinder sich diese Art von Schätze sammeln. Doch im normalen, hektischen Alltag geht das oft unter. Ich hoffe und bete, dass sie die Freude daran in den nächsten Tagen behalten.

Am Nachmittag fahre ich noch mal in die Schule, um Schulbücher für die Hausaufgaben zu holen. Ich treffe die Direktorin, wir beide scheinen die einzigen im ganzen Schulgebäude zu sein. Sie begegnet mir immer freundlich und zugewandt, wir reden über meinen Viertklässler, in dessen Klasse sie erst Vertretung hatte. Sie erzählt viel Gutes über ihn, das berührt mein Mutterherz. Manchmal muss man einfach von anderen hören, dass sich die eigenen Kinder gut entwickeln, gerade wenn man oft so (selbst-)kritisch ist.

Wofür ich heute dankbar bin:
– für unseren Inhouse-Schul-Start, der reibungslos verlief
– für das Trampolin, dass in unserem Garten steht dem Bewegungsdrang unserer Jungs gute Dienste leistet.
– für eine Schulleiterin, die mit Leidenschaft, Liebe und Kompetenz unsere Schule leitet

Tag 0: Bleibe furchtlos

Sind wir gut vorbereitet? Diese Frage stelle ich mir heute x mal. Ich weiß es nicht.
Worauf eigentlich?
Das Schlimmste, was mir einfällt, was uns als Kernfamilie passieren könnte, ist, wenn einer von uns in Quarantäne muss. Freunde von uns erleben das gerade – ich leide schon von der Ferne mit.

Wir haben den Luxus, dass wir nicht erst jetzt im Keller einen Raum für Vorräte aller Art angelegt haben. Daniel und ich sind beide im Osten aufgewachsen, waren ein paar Jahre in Afrika – wir haben gelernt vorzusorgen, zumindest in Maßen. Jetzt machen wir das ganze noch systematischer. Abgeguckt von einer Freundin habe ich eine Liste von mindestens 10 warmen Mahlzeiten gemacht, dessen Zutaten immer im Haus sein müssen – für 5 Personen. Dazu noch Frühstück und Abendessen – so Pi mal Daumen.

Weil das Thema bei uns schon abgehakt war, konnten wir uns heute der Vorsorge von unseren emotionalen Tanks widmen – d.h. Freizeitbeschäftigungen für die Kinder, kleine Annehmlichkeiten für uns alle, Gartenprojekte für die Jungs und Blumen für mich. Trotzdem sehe ich den nächsten 5 Schul- und Kitafreien Wochen mit einem gewissen Zaudern entgegen. Ich weiß, vielen Eltern geht es genau so, aber wir müssen da alle separat in unseren Familien durch.

Mein Leitspruch ist:

„When you can’t control what’s happening, challenge yourself to control the way you respond to what’s happening. That’s where the Power is.“

(Wenn du nicht kontrollieren kannst, was passiert, dann fordere dich selbst heraus, die Kontrolle darüber zu behalten, wie du darauf reagierst. Darin liegt Kraft.)

Gemeinsam mit unseren Kindern haben wir schon über die nächsten Tage und deren Abläufe gesprochen – nun ja, alle Theorie ist grau. Schon an Tag 1 werden wir kein gemeinsames Frühstück mit anschließender Familien-Bibel-Zeit wie geplant haben, weil Daniel eine Skype Konferenz mit seinen Kollegen in Kenia hat. Also werde ich die drei hungrige Jungsmäuler selbst stopfen und versuchen, nicht nur in meinem Herzen, sondern auch am Frühstückstisch Gott Raum zu geben und gehe mit diesem Gebet im Herzen ins Bett. Gott, du sollst in meiner Familie gerade in den nächsten Tagen der Regisseur sein.

Auftanken

Da sind wir wieder – zu unserem jährlichen Staff Retreat (Mitarbeiterklausur), unter der Sonne Kenias, dem deutschen Nieselregen-Winter entflohen. Wir sind nun schon das 7. Mal dabei und gehören zu den alten Hasen. Man könnte meinen, es wäre immer das selbe. Input – Begegnung – Spaß und viel Essen. Gewöhnlich sage ich mit einem verschmitzten Lächeln, dass ich nur wegen den Mangos, dem Mangosaft und der Sonne herkomme. Das versteht man nur, wenn man Winter in Deutschland kennt und auch die Mangos vom Aldi. Warum sind mir diese drei Tage einmal im Jahr so wichtig:

* Ich höre und erlebe was in der Mavuno-Familie passiert. Mittlerweile sind aus 11 Nationen Menschen hier, so weit schaue ich gewöhnlich nicht über den Tellerrand. Mavuno ist nicht nur in Kenia, Mavuno-Gemeinden gibt es in Kampala, Kigali, Lusaka, Blantyre. Und wahrscheinlich auch bald in irgendwo in Burundi und Äthiopien. Ja, es lohnt sich tatsächlich eine Afrika-Landkarte zu kaufen. 😉

20150204-Kamera-Uploads4

* Ich werde auf eine Weise ermutigt, die ich in Deutschland bisher wenig erfahren habe. Dieser Moment, wo wir als Berliner Pastoren von unseren glücklichen Momenten und unseren Herausforderungen erzählen und dann sich unsere anderen Gemeindegründer-Kollegen um uns herum stellen und den Himmel bestürmen, dass Gott sich selbst in Berlin zeigt. Mir treibt es die Tränen in die Augen (diesmal nicht vom herumfliegenden Staub), wenn Linda und Njoroge den Himmel auf die Erde herab beten. Und ich verliere einen Moment später noch mal meine Fassung, als Kevin die Mavuno-Familie auffordert, eine “Saat” in Berlin zu pflanzen indem sie spontan, Geld sammeln, als Startkapital, damit wir unser Gemeinde-Nachbargrundstück kaufen können.

20150204-Kamera-Uploads2

20150204-Kamera-Uploads5

* Ich bekomme den Focus wieder in den Blick – wozu wir tun, was wir tun. Klar, die Vision hat sich nicht geändert, aber der Alltag, die vielen Details, die großen und kleinen Herausforderungen machen müde. Hier – mit ca. 6000 km Abstand kann man das große Ziel wieder besser sehen.

* Gott reden hören. Gott gemeinsam erleben. Die Tage sind straff durchgeplant, es wird wenig dem Zufall überlassen – doch wenn Gott eincheckt, dann überlassen wir ihm die Kontrolle – und die Zeitplanung. Ich liebe diese Kombination, planen – und Gott trotzdem wirken lassen. Die Teepause am Vormittag fällt aus, weil wir gerade spüren, wie Gott uns etwas deutlich macht. Stattdessen sinken wir auf die Knie, bekennen Gott unsere Sünden, persönlich und als Gruppe.

IMG_5464

IMG_5461

* Ich treffe furchtlose Gotteskinder. Z.B. Christine. Ihre jüngste Tochter ist gerade zwei Monate alt. Vor wenigen Tagen ist sie erst nach Kenia umgezogen mit ihrer Familie. Noch kennt sie niemanden und sie fühlt sich etwas unsicher. Wie wird das nächste Jahr für sie, ihren Mann und ihre zwei anderen Kinder werden? Auf ein besseres Leben hofft sie hier in Kenia nicht. In Uganda ging es ihr gut. Richtig gut. Finanziell gut abgesichert, tolle Jobs, tolles Haus. Und jetzt? Nun lebt sie von dem, was Freunde ihr spenden, damit sie als Praktikantin mit ihrem Mann in Mavuno lernen und Arbeiten kann. Sie ist nicht die einzige, die so furchtlos ist. Florence mit Frau und zwei kleinen Töchtern kam von Burindi hierher. Er hat seinen Job bei der UN an den Nagel gehängt, um in Mavuno zu lernen.

IMG_5439

IMG_5417

*Überrascht werden. Wir ahnten es schon, als wir sein Namensschild am Eingang auf der Tisch liegen sahen. Doch als wir ihn dann abends 23.00 Uhr im Hotel leibhaftig sahen, waren wir doch etwas perplex. Nach 30 Stunden Flugreise stand Boogy vor uns. Von Kalifornien bis nach Kenia ist er gekommen, um das zu erleben, wovon wir ihm immer wieder die Ohren voll geschwärmt haben.

IMG_5483