Schon seit längerem hatte ich mir das vorgenommen, heute habe ich es gewagt: Ich habe Blut bzw. Plasma gespendet. Ich stand schon im Februar in der Blutspendezentrale nicht weit von uns, da wurde ich wieder nach Hause geschickt. Mein Aufenthalt in Kenia wurde mir hier zum Verhängnis, ich solle noch 4 Wochen warten. Die sind jetzt um – passend in der Zeit, wo gerade viele Spenden zurück gehen.
Begrüßt wurde von einer jungen Frau mit Mundschutz und einem kontaktlosen Fieberthermometer. Vorsichtsmaßnahmen sind gut, doch ob es das wirklich bringt? Ich werde durchgelassen und von da an überaus freundlich behandelt. Die Ärztin bestätigt mir top Blutwerte, der Blutdruck ist wie im Lehrbuch, sie fragt mich 3x, ob ich wirklich spenden will – und dann geht es los.
Der Vorteil vom Plasmaspenden – so wird mir das sehr kundenfreundlich erklärt – ist, dass wieder ein Teil des Blutes in meinen Venen zurück geführt wird, dadurch wird mein Kreislauf nicht so sehr belastet.
Ich liege auf meinem Sitz, eine sehr freundliche Krankenschwester kommt mit einer sehr großen Nadel, pickst mir routiniert in den Arm, und ich spüre, wie etwas von mir geht – mein Sitz muss nach hinten gekippt werden. Ein Glück, dass ich fast liege, denn mir wird etwas schwindelig.
Überall hängen Fernseher und ich bekomme live – wenn auch ohne Ton – die Bekanntgabe der Ausgangssperre in Bayern mit. Ich denke an den dortigen Teil meine Familie, schreibe WhatsApps – und genieße die Ruhe. Bei mir dauert es etwas länger bis die 650 ml Blut zentrifugiert sind, ich denke an Daniel, der zu Hause etwas auf Kohlen sitzt. Pastoren haben in dieser bewegten Zeit definitiv keine Kurzarbeit, dafür Kurzschlaf. Ich möchte ihm nicht mehr Zeit “klauen”, wir waren uns jedoch einig, dass wir Blut spenden wollen, darum kann ich doch etwas entspannt sein. Da wo wir helfen können, wollen wir es tun.
Nach über einer Stunde darf ich wieder gehen und flitze zurück in meinen Alltag zwischen wachsenden Wäschebergen, Kinder, die Hunger haben und…


