Kein Strom, kein Internet, kein Chef

Hier kommt der schon längst überfällige Blogeintrag über die größte Anfechtung unseres keniansichens Lebens: das Internet.
Nein, wir sind nicht internetsüchtig, das funktioniert hier auch gar nicht, weil dazwischen einfach zu viele Abstinenzzeiten liegen. Und wenn es schon mal funktioniert, dann nur zwischen 7.00 und 9.00 Uhr, damit ich in dieser Zeit exakt eine Tageschau von 22 MB runterladen kann. Und im Glücksfall klappt das sogar.
Aber heute hatten wir nicht viel Glück. Wieder mal. Während ich auf meinen neuen(!) Chef wartete (eine der Haupttätigkeiten im Büro), ging mir auch noch ca. 9.00 Uhr die letzte Erleuchtung flöten: Die Computergebläse um mich herum hörten mit der Beleuchtung schlagartig auf und das sowieso schon viel zu langsame Internet verabschiedete sich ganz. Stromausfall.

Stromausfall in Kenia bedeutet: er kann in einer Minute, eine Stunde oder einem Tag wieder kommen. Und heute sieht es so aus, dass die letzte Variante an der Reihe ist. Der Bateriestatus meines Macbooks zeigt gerade noch 19% an – na prima, wieder mal deutsch gedacht, und nicht kenianisch.
Deutsch heißt: Batterie schonen, ganz leer machen und voll auflanden.
Kenianisch heißt: Computer immer mit Netzteil benutzen, damit man eine volle Baterie hat, wenn man sie braucht. – So wie jetzt! 🙁

Was machen?
Warten. Ein Buch über kulturelle Konflikte lesen. Aber das bringt mich nur noch mehr an den Rand der Verzweiflung. Es nützt alles nichts. Ich brauche westliche Kultur. Sofort. Nach drei Matatus, die sich an Verschmutzung nur so übertrumpften lande ich endlich in meiner heimlichen Oase. Das Java-House, unser Internetcafé. Und was erwartet uns da?
Alles außer Internetempfang……

Futtern wie bei Muttern

Ihr glaubt, nach gut 5 Monaten Kenia brauchen wir kein Deutsches Essen mehr?
Falsch gedacht. Diese Woche haben wir frischen, d.h. selbst geernteten Pfefferminztee genossen, welcher aus Deutschland im Handgepäck importiert wurde (Fragt nicht, wie lang es gedauert hat, ehe ich meinen Mann überzeugt hatte, dass die Apfelminze und der Thymian mit kommt. – Aber er wusste, dass er keine Chance hatte. 🙂 )
Dazu gab es noch Eisbergsalat (der Ersatz für Blattsalat) mit der guten, alten, ostdeutschen Zitrone-Zucker-Dill-Soße. Auch der Dill wurde in Form von Samen importiert und musste sehr gut gepflegt, z.T. auch beseelsorgt werden. Doch das Resultat konnte sich schmecken lassen.

Komentar von Jane: “Das kannst du jeden Tag machen.” – Sehe ich auch so.

Elefantastisch und löwenstark

Wenn der Chef einem frei gibt, dann muss man auch frei machen, haben wir uns gedacht. – Nach Msafara hatten wir jetzt hm, Safari! 🙂

Kurz entschlossen sind wir übers Wochenende dann mal losgezogen. Ein Auto mit Allrad, eine richtig gute Kamera mit Teleobjektiv, ein Fernglas, strahlend blauer Himmel – all das hatten wir NICHT. Dafür eine lautgackernde indische Familie (ein dickbäuchiger Herr mit seinen 4 Damen) im Kleinbus und die Straße zum Nationalpark war eine vom Regen verwandelte Rutschpiste.

Doch vor Ort wurden wir von allem entschädigt: angefangen von Mäusen und Zebras über Impalas, Gazellen, Hyänen bis hin zu Elefanten, Nilpferdkämpfen, Giraffen – und Büffelherden und Löwen haben wir alles gesehen. – Es gibt sie also wirklich, die wilden Tiere Afrikas. Und auch die unendlichen Weiten, wo all diese Tiere Platz haben. – Und es ist unbeschreiblich schön und aufregend, wenn z.B. ein Leopard auf der Lauer liegt, um eine Gazelle zu jagen, oder wenn der Verlierer des Hippo-Kampfes sich depressiv in eine Ecke des Tümpels zurück zieht und überlegt, nicht wieder aufzutauchen. Zumindest seinem geknickten Gesichtsausdruck nach zu urteilen. – Ich hätte ihn ja gern getröstet, durfte aber nicht. – Weil er eine zu große Klappe hatte.

Wenn ihr also mal so richtig wild werden wollt – oder zugucken wollt, wie andere wild werden – dann lohnt sich Massai Maira auf jeden Fall. Und die Massais gibts gratis dazu.

Und da sind die Bilder:

Wieder da!

Nach 30 Stunden in der Versenkung ist unser Blog wieder aufgetaucht!

Normalerweise ist ein Update kein großer Akt, hat bis jetzt immer funktioniert. Die afrikanische Internetverbindung (=langsam, ständigem online-offline-wechsel) hat mir diesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Den FTP-Upload des Upgrades musste ich dreimal wiederholen, bis er endlich ankam. Doch jetzt ist es geschaft – aufgetaucht – Luft holen.

10 Dinge, die ich in den letzen drei Monaten gelernt habe

Heute bekamen wir einen Fragebogen von unserem Chef, in dem wir viele wichtige Sachen ausfüllen sollten über das, was wir bereits in Nairobi Chapel gelernt haben, wo wir weiter kommen wollen u.s.w.

Hier sind die 10 wichtigsten Erkenntnisse, die ich in den letzen drei Monaten gewonnen habe:

  • Sei flexibel – es kann sich jeder Zeit alles ändern.
  • Bring deinen eigenen Stift, deinen eigenen Computer, dein eigenes Handy und dein eigenes Gehalt mit, und lasse es nicht aus den Augen – sonst verlierst du es.
  • Frag nicht, mach einfach. Wenn du fragst, hilft dir die Antwort auch nicht weiter.
  • Komme nur pünktlich, wenn Oscar sich mit dir treffen will. Die anderen benutzen keine Uhr oder haben nie gelernt, damit umzugehen.
  • Papier ist sehr geduldig – vorausgesetzt, man findet welches.
  • Wenn jemand von den Mittarbeitern Geburtstag hat, dann sage etwas freundliches, ermutigendes zu und über ihm (das ist hier während den Mitarbeitertreffen Tradition). Wenn du das nicht tust, musst du für ihn (in Englisch!) beten oder ihn zum Mittagessen einladen.
  • Schau den ganzen Tag sehr beschäftigt aus, und keiner fragt dich, was du tust.
  • Sei vor 8.00 Uhr im Büro, da ist die Internetverbindung am schnellsten und du hast die Chance, bei Dienstschluss (zwischen 17.00 und 19.00 Uhr) eine Tagesschau runter geladen zu haben.
  • Sei nett zu deinem Boss, vor allem, wenn er ein schönes Auto fährt. – Vielleicht bekommst du die Gelegenheit, es auch mal zu fahren. Für weibliche Singles: suche dir einen Ehemann, der die Erwartungen euren gemeinsamen Chefs (über-)erfüllt, sich gern zum Sklaven machen lässt und auch die Nacht durcharbeitet – und du hast die selbe Möglichkeit.
  • Kämpfe für das, was du machen oder haben willst oder du hast keine Chance.
  • Ostern mit Entzugserscheinungen

    Da bin ich gerade freiwillig (!) und in beiderseitigem Einvernehmen eine Nacht von meinem angetrauten Gatten getrennt – und schon finde ich die Welt zum Ko…

    Nach einer netten Karfeitagsgartenparty bei einem unserer Pastoren und einem entspannten, (relativ) freien Osterwochenende – ohne Ostereier und Deko, dafür mit Wein und Nutella – habe ich mich doch gewagt, an einer Chick – oversleep-Party teilzunehmen, was so viel heißt wie “Frauenübernachtungsfeier ohne Männer und Tupperware”. Und es war wirklich lustig. Essen kochen. Kuchen essen. Film gucken fiel aus wegen zu viel Gesprächsstoff.
    Endlich mal entspannt mit ein paar von unseren Intern-Mädels über die Eigenarten von afrikanischem Haar und kenianischer Kultur zu sinnieren, über die Eigenarten mancher Pastoren zu schmunzeln und sich ganz ungeniert über kenianische, schweizerische, amerikanische und deutsche Männer auszutauschen.

    Doch das sollte mir teuer zu stehen kommen. Bereits in der Nacht grummelte es in meinem Bauch, und nach dem ich meinen Mann gerade mal 14 Stunden nicht gesehen hatte, brüllte ich in den Morgenstunden verzweifelt die Toilette an. Naja, es war eher ein flüssiges Jammern.
    Ich muss wohl ziemlich erbärmlich ausgesehen haben, denn die anderen guckten mich einige Zeit später mit großen, mitleidigen Augen an. – Na, dann hat sich das ja schon mal gelohnt. Um noch mehr Zuwendung zu bekommen, benachrichtigte ich meinen Gatten über den Fluss der Dinge, worauf er sich doch promt ins Matatu setzte, um mich bei einem Holywood-Streifen auf der Couch meiner Freundin zu bemitleiden.
    Interessanterweise stieg meine Körpertemperatur danach trotzdem noch an, doch mit einem ganzen Mann, einer halben Tasse Tee und einer halben Mango ging es mir abends im eigenen Bett schon wieder besser.

    Und wie es den unverheirateten Frauen geht? – Heute bekam ich die Nachricht, dass meine schweizerische Freundin ( bei der ich übernachtet habe) Thyphus hat – trotz Impfung!

    Fast wie in alten Zeiten

    Wir sind heute selber Auto gefahren, so richtig mit mit selber Gas geben und selber lenken. Und dazu noch richtig lang. Wow, das war ein Gefühl nach 4 1/2 Monaten “fasten”.

    Wie’s dazu kam? Ganz einfach. Wir haben eine SMS von Oscar bekommen: “Wollt ihr mit meinen Auto ohne mich von Mombasa nach Nairobi zurückfahren?” – Kein Scherz, das war ein ernsthaftes Angebot. Ich hätte ja zurückgeschrieben: “Ja gern, und die restlichen drei Jahre würden wir es auch gern fahren.” Aber ich durfte nicht, Daniel war dagegen. Wie immer. 🙁

    Während die Herrschaften den Flieger nahmen, das restliche Fußvolk mit dem Bus über Nacht zurück fuhr, durften die Weißen einen Tag später und ausgeruht mit dem Auto fahren. Ach war das scheen.

    Und jetzt hat Daniel gerade das Problem, dass er den Wagen nicht wieder los bekommt, weil Oscar verschwunden ist. Von mir aus. Hab doch gleich gesagt, wir behalten ihn, aber mein Mann wollte nicht hören…

    Voll im Bild!

    FotoDes aufmerksamen Lesers Augen haben es bereits erfasst: Rechts in der Seitenleiste gibts jetzt Fotos! Und es werden immer mehr.

    Per Klick geht’s zu Flickr, wo man genüsslich schmöckern kann. Moment noch, mit einer Tasse duftendem Kaffee und einer relaxten Sitzposition kann’s losgehen.

    Infiziert

    Dass es in Afrika viele und große Bakterien und Viren gibt, ist weithin bekannt. Aber dass dieses Viehzeug sich auch auf technischem Gebiet unglaublich rasant vermehrt war mir nicht bewusst. Bis gestern.
    Da habe ich mir einen USB-Stick von einem netten Kollegen ausgeliehen. Doch bevor wir die Dateien darauf speichern konnten, mussten wir 400 Vieren entfernen. Das ist kein Schreibfehler. 400! So viel gibts wahrscheinlich in keinem deutschen Krankenhaus und in keiner deutschen Computerfirma.

    Um so erstaunter war eine andere Kollegin, dass sich auf meinem USB-Stick kein einziger Virus befand. – Apple machts möglich! 🙂

    Das war die Krönung

    1. Krönung
    Gestern wurde ich endlich gekrönt. – Von Nelson, meinem Zahnarzt. Mit anderen Worten, meine Zahnweh-Story hat jetzt offiziell ein Ende, wofür ich sehr dankbar bin.

    2. Krönung
    Vom Zahnarzt ging es gleich weiter zu einer Schule, die Flüchtlingskinder beherrbergt. Diese Schule steht irgendwo weit nach Nairobi auf einem Hügel, mit afrikanischer Verkehrsanbindung. D.h. es fahren nur wenige Matatus diese Strecke, was widerum heißt, dass die wenigen Matatus mehr als voll sind. Dabei hatte ich einen neuen persönlichen Rekord zu verzeichnen: wir waren 24 Personen in einem Nissankleinbus (der in Deutschland weithin als Neunsitzer bekannt ist).
    Nach verlassen des Matatus wurde ich zum krönenden Abschluss vo selbigen Gefährt noch so richtig eingestaubt (die Straße ist nicht asphaltiert), dass es zwischen den Zähnen nur so geknirscht hat.

    3. Krönung
    Als ich am Abend meine nicht nur wohlverdiente, sondern auch sehr notwendige Dusche nehmen wollte, kam kein Wasser aus dem Hahn. Und das, obwohl unser Wassertank voll war. Daniel versuchte mit schniefender Nase (wegen seiner Erkältung) und missmutiger Laune (er muss was kompliziertes für Oscar ausarbeiten) am Wasserhahn rumzudoktern, was jedoch trotz mehr oder weniger guten Willens ohne Erfolg blieb.
    Da in in der Küche noch ein funktionstüchtiger Wasserhahn vorhanden war, konnte ich mir wenigstens einen Topf mit Wasser für eine “Handdusche” erwärmen.

    Während ich so langsam einschlief, fiel mir auf, dass viele meiner Haupttätigkeiten darin bestehen, Situationen zu bewältigen, die mir in Deutschland völlig fremd sind.