99 Stempel

Ja, wir haben unsere Faesser mit dem Gepaeck. Nichts leichter als das. Man braucht lediglich 2x zum Flughafen zu fahren, sich 99 Stempel an 44 Schreibtischen abzuholen, zwischendrin 4x eine halbe Stunde auf der Stelle zu stehen und stundenlang auf irgendwelche Schreibtischtaeter zu warten, damit sie fuer 45 Sekunden ein Auge auf den Inhalte unserer Faesser werfen. Karibu!
Das ist afrikanische Buerokratie pur.

Oh wie liebe ich unsere deutschen Aemter. Dort gibt es Schilder, damit jeder weiss, wo er hin muss. Dort gibt es an jedem zweiten Arbeitsplatz einen Kopierer und man muss nicht mit dem Auto zum naechsten fahren. Die Beamten halten die Pausenzeiten ein und erklaeren zumindest auf Nachfrage, was als Naechstes zu tun ist. In Deutschland brauchen wir auch keine Agenten, die uns fuer viel Geld durch das Wirrwar “fuehren”. Ich bin so froh, dass wir die Dame nicht bezahlt haben. Fuer einen Stempel wollte sie 6.000 Kenianische Schilling (70 Euro). Ueber Umwege haben wir herausgefunden, dass wir deren Stempel nicht brauchen.

Ehrenwort: ich schimpfe nie mehr ueber deutsche Buerokratie (zumindest so lange ich hier bin), da reichen naemlich 5 Stempel – und man braucht nur einen Tag!!

Und das gemeine in Kenia ist: Das Blatt mit den vielen, schoenen, bunten Stempeln muss man im Flughafen lassen: fuer die Akten. Na super.

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Madam Nancy

Was wir nur von Filmen kennen, ist bei uns nun Realität. Mit unserem Einzug sind wir gleichzeitig Vorgesetzte eines ugandischen Hausmädchens geworden, die es liebt, zu kochen und uns rund um zu versorgen.
Das bedeutet, ich (Nancy) bin jetzt eine Madam. – Was gibt es denn da zu lachen?
Dieses Mädchen mit Namen Jane sprach mich gestern mit “Madam” an.
Mir blieb fast der Mund offen stehen. Ich versuchte diese Anrede von mir zu weisen, was sie wiederum nicht verstand. Ich sei weiß und reich, also bin ich eine Madam. Und eine Madam macht nichts im Haushalt, die putzt auch nicht die staubigen Schuhe. Falls die Madam das Geschirr nach dem Essen in die Küche trägt, dann bedankt man sich dafür. Und wenn die Herrschaften zu Tisch sind, dann isst man natürlich nicht mit an dem Tisch.
Als wir sie baten, mit uns zu essen, genierte sie sich, willigte dann aber ein. – Ihre Madam wollte es schließlich so.
Somit haben wir jetzt ganz viel Zeit, neben Englisch auch noch ein paar Worte Swahili von Jane zu lernen.

Hausbesetzer

Ein kleines Häuschen im Grünen – der Traum (fast) eines jeden Deutschen. – Komm nach Kenia, und dein Traum wird wahr.

Zu Hause

Am Stadtrand, das Internet-Cafè nicht weit weg, die Bushaltestelle (wie mit Gott besprochen) vor der Haustür – und zu allem Überfluss noch eine Hausangestellte, die putzt, kocht, wäscht und bügelt. Neidisch?
Sie kocht übrigens prima, unsere “househelp”, das haben wir heute schon geschmeckt.

Das alles macht das Ankommen viel angenehmer. Nun brauchen wir nur noch Kleiderbügel für unsere Klamotten.

Über die Nairobichapel haben wir von einer Frau erfahren, die gerade in den USA ist und derweil für ankommende Missionare ihr Haus möbliert vermietet. Das ist super. Mit ihrer Schwester haben wir uns gestern Nachmittag getroffen, alles besprochen und heute konnten wir einziehen. Jetzt hört endlich das Leben aus Koffern auf! Nach 6 Wochen haben wir endlich wieder einen Schrank.

Amaryllis

Schneller als gedacht…

aber nicht schneller als erbetet: wir ziehen in wenigen Minuten um. Gestern hatten wir ein Treffen mit Chapel-Mitglieder, die ein Haus zum Vermieten haben. Und uns gefiel es. Was gewoehnungsbedueftig ist: wir haben Mitbewohner. Doch mehr dazu spaeter.

The African Way Of Life

Afrikaner haben Zeit.
Das ist ja allgemein hin nichts neues. Was das im Detail bedeutet, wird uns jeden Tag bewusster: aus den versprochenen 2 Tagen “Hotel”-Aufenthalt sind schon 4 geworden. Wie lange wir noch hier sind, wissen wir nicht. Unser Tagewerk besteht hauptsächlich aus warten. Warten, dass ein Anruf kommt, bei dem wir erfahren, wie es weitergeht. Warten, dass uns jemand abholt und mit uns Wohnungen besichtig. Warten, dass irgendwas passiert.
Unsere Highlights von heute waren: 4 Stromausfälle im Supermarkt innerhalb einer Stunde, ein Matatu (Kleinbus), der uns fast umgefahren hätte und der Sonnenbrand auf Daniels Nase.

Der alltägliche Stromschlag unter der Dusche bleibt vorerst aus, da kein Wasser läuft. Nein, wir sind nicht masochistisch veranlagt.

Für Frauen: (von Nancy)
Hier ist es so, dass man den Durchlauferhitzer (eher Durchlauferwärmer) für warmes Wasser separat einschalten muss und dieser irgendwie an den Wasserhahn gekoppelt ist. Somit gibt es regelmäßig Strom auf die Hand. – Gibt’s in Deutschland nicht, und schon gar nicht in Hotels!

Für Männer: (von Daniel)
Der Durchlauferhitzer (eher Durchlauferwärmer) ist hier nicht geerdet. Wenn ich dusche und am Wasserhahn etwas regulieren möchte, bildet mein nasser Körper eine hervorragende Verbindung zum nassen Wasserhahn und damit zur Erde. 220V, 25 A – 4400W sorgen für etwas Unruhe im linken Arm. In Deutschland gibt’s so was sehr wohl, man muss nur wissen wie!

Nancy: Entschuldigung, mein Mann hat jetzt auch Abitur!

Daniel: Dafür sollte schon das Physikwissen der 10. Klasse ausreichen – hatte meine Frau eigentlich auch.

Und tschüss…

Foto Innerhalb von fünf Minuten waren wir wieder draußen – aus dem Einwohnermeldeamt. So schnell kann man sich bei den deutschen Behörden abmelden. Wir brauchten noch nicht mal eine neue Adresse angeben. Unseren Behörden reicht es, wenn die das neue Land wissen.
Und jetzt fahren wir mit unserem restlichen Hab und Gut im Auto quer durchs Land bis wir abreisen. Ist ein ungewohntes Gefühl, so ohne Zuhause zu sein. Zum Glück gibt es die Familie und Freunde, bei denen wir uns noch etwas verwöhnen lassen können. Nach den pack- und aufräumgefüllten Tagen ist das sowas wie ein kleiner Urlaub bzw. Tankstelle, bevor es richtig losgeht.

“Mein Leipzig lob’ ich mir!

Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.”

Diesen Satz lässt Goehte einen Studenten in seinem Werk “Faust” sagen. Nicht umsonst – denn Leipzig ist mehr als nur einen Besuch wert. Wir haben vier Jahre hier verbracht und lieben die Stadt. Klar, dass wir Eindrücke und Fotos festhalten wollen. Der Tag der Deutschen Einheit bietet sich gerade dazu an. Sein Ursprung geht ja maßgeblich auch auf Leipzig zurück.
Hier ist das Ergebnis unserer Tour:

Altes Rathaus Krematorium Mädlerpassage Nikolaikirche Nikolaischule Passage Plagwitz Plagwitz 2 Völkerschlachtdenkmal

Der letzte

Foto
Heute hatte ich meinen letzten Arbeitstag in der Verwaltungsstelle. Seit 6 Wochen arbeite ich nun mit Diethard zusammen, um ihm die Aufgaben zu übergeben. Es war eine richtig gute Zeit. Nun heißt es, Abschied nehmen. Ich bin schon richtig gespannt, wie meine neue Arbeitsstelle wird!

Von Leipzig nach Nairobi

Wie kommen zwei junge Menschen dazu, nach Kenia zu gehen? Trotz ganz anderer Pläne und insgesamt sechs Studienplätzen an Wunsch-Unis in Deutschland?

  • Wir sind eingeladen worden.
  • Im Sommer 2007 war Oscar Muriu, Gemeindeleiter der Nairobichapel, zu verschiedenen Konferenzen in Deutschland. Dort haben wir uns persönlich kennengelernt und er hat uns zu einem Leiterschafts-Trainingsprogramm in seine Gemeinde eingeladen.

  • Die Einladung ist vielversprechend.
  • Die Nairobichapel ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hat mittlerweile über 1.000 Mitglieder. Die Leiter setzen stark auf Gemeindebau durch Multiplikation: ständig werden neue Leiter ausgerüstet. Hier können wir stark für Deutschland profitieren.

  • Deutschland braucht mehr Gemeinden.
  • Schon länger beschäftigen wir uns mit dem Thema Gemeindegründung, haben bisher haber noch nicht richtig den Ansatzpunkt gefunden. Wir merken, dass bestehende Gemeinden kaum Menschen erreichen – und das es Aussenstehenden enorm schwer fällt, eine Gemeinde zu besuchen. Wir brauchen Gemeinden, die für Menschen relevant sind und in der Gesellschaft eine prägende Rolle spielen. Nairobichapel ist so eine Gemeinde – wie machen die das?

  • Deutschland braucht gute Leiter.
  • Aufgrund unserer Geschichte tun wir uns schwer mit starken Leitern und Visionen. Die Entwicklung von grossen Visionen ist nahezu unmöglich. Es werden keine starken Leiter ausgebildet, bzw. sie werden gemeinhin mit Skepsis betrachtet. Wir als junge Generation suchen jedoch nach Orientierung, nach Leitfiguren – uns wollen selbst solche werden.

    Darum verlassen wir eine Zeit lang abgesicherte Leben in Deutschland, steigen quasi aus dem Boot, unentgeltlich, auf eigene Kosten. Die Herausforderung ist gross. Wir werden an ihr wachsen.