
Jahreseinstieg in Mavuno

Building Mavuno Berlin
Das waren noch Zeiten, als wir nur abends im Dunkeln nicht vor die Tür gegangen sind, weil der Löwe gebrüllt hat. Jetzt müssen wir sogar mitten am Tag, vorzugsweise während der Mittagszeit in unserem eigenen Garten auf alles gefasst sein. Schon vor längerer Zeit ging Daniel “schwer bewaffnet” mit einem Knüppel durch den Garten, weil ein Riese von einem Affen es sich dort gemütlich gemacht hatte.
Neulich pinkelte dann eines kleinere Version selbiger Gattung dirket auf die Türschwelle zur Terrasse. Vor ein paar Tagen verbündete sich einer von ihnen mit unserer Katze, die laut miauend in der Tür stand während ich Mittagessen kochte. Der Kerl saß gerade mal einen 30 cm hinter der Katze und 50 cm vorm Kinderwagen, in dem mein Sohn schlief. Er schaute mit einer Erwartungshaltung zu mir, als wäre selbstverständlich, dass Affen bei uns auch was von Mittagessen abbekommen und drollte sich dann zum Wasserhahn im Garten, als er merkte, dass ich unerbittlich war.
Die Rache folgte gestern. Nichtsahnend stand ich neben dem Küchenfenster, als auf einmal der selbe Kerl unverhofft auf den Fensterstock sprang und mit – wenn auch nur kurz – breit angrinste. – Ich will meine Löwen zurück, die brüllen wenigsten nur!
Statt einem Osterhase, der Ostereier versteckt, haben wir ein Nilpferd in der Nachbarschaft, was genüsslich am und im Staudamm frisst, badet und sich sonnt.
Unsere Freundin Judith kam zum Ostersonntag mit deutschem Butterspeckulatius zum Kaffeetrinken. – Ihr Weihnachtspäckchen war pünktlich zum Grünen Donnerstag angekommen.
Und unser Sohn muss noch lernen, wann es Tag ist und wann Nacht. Und vorallem, das nachts erwachsene Menschen, besonders Eltern, schlafen wollen. So kam es, dass Daniel heute vor dem Mittagessen folgendes betete: “… und vielen Dank, dass Ferdinand jetzt schläft, und ich bitte dich, dass er die nächsten 12 Jahre nachts durchschläft.”
AMEN!
Nachdem ich nun mehrfach und deutlich klar gemacht habe, dass mein zunehmend dicker Bauch nicht das Resultat 5 monatiger deutscher Esskultur ist, sondern der erste Nachwuchs im Hause Flechsig, sind sämtliche kenianischen Freunde und Kollegen aus dem Häuschen.
Es gibt ein Pool an Spekulationen, welchen Geschlechts dieses sehr lebendige Baby (ich werde täglich getreten und geboxt) sein könnte und ob der Name deutsch oder kenianisch sein soll, ähnliche Diskussionen gibt es über die zu erwartende Staatsbürgerschaft.
Das Beste ist jedoch, sie sind alle soo fürsorglich. Mein sonst so taffer Chef verkündigt auf einmal vor dem gesamten Mitarbeiterteam, dass ich jetzt Sonderrechte habe. (Vor ein paar Monaten galt noch als einzige Entschuldigung für das nicht rechtzeitige Abgeben der wöchentlichen Buchbesprechungen der eigenen, unvorhersehbare Tod!!!)
Seine fast väterlich anmutenden Züge habe zwei Gründe:
1. Die Schwangerschaft an sich.
2. Die Schwangerschaft in einem fremden Land, fern ab jeglicher familiärer Anbindung und Unterstützung.
Weil ich (wir) nun aus kenianisch-familienfreundlicher Sicht nicht so viel Unterstützung bekomme, soll ich mein Arbeitspensum drastisch reduzieren und mich auf die zu erwartenten Ereignisse konzentieren.
Dazu muss man wissen, dass rein arbeitsrechtlich werdende Mütter in Kenia nicht sehr zimperlich behandelt werden: Gearbeitet wird bis zum letzten Tag (von wegen 6 Wochen Schonfrist) und – 3 Monate nach der Geburt geht es wieder voll los, zumindest wenn man nicht ganz zu Hause bleiben will.
Unter diesen Umständen schätze ich Muriithis persönliche Initiative für werdende deutsche Mütter noch mehr. Danke, Chef! Danke Gott!
Was macht man, wenn sich das Mitarbeiterteam der Gemeinde fast verdoppelt hat?
Man fährt erst mal auf eine Mitarbeiter-Klausurtagung. Nach Mombasa an den Stand natürlich. Man lässt sich mit gutem Essen verwöhnen, lernt sich im Pool ganz ungezwungen näher kennen und wird quasi ganz nebenbei auf das kommende Jahr “eingeschworen”. Nein, Mavuno nimmt gleich die ganze Dekade – wir beten, planen und träumen für die nächsten 10 Jahre. Das motiviert und fasziniert.
Erst gestern hatten wir mit unserem neueingestellten Projektmanager und guten Freund ein langes Gespräch über die Pläne bis 2015. Stichwort: Mavuno Park. Eine Art Gemeindezentrum anderer Dimension. Mehr dazu später, einschließlich Bilder.
Auf dem Diguna-Missionsgelände gibt es eine neue Familie. Um ehrlich zu sein, sie ist nicht sehr willkommen. Leider ist sie ungefragt genau gegenüber des Haupthauses (wo die meisten Missionare wohnen) eingezogen und treibt vor allem im Dunkeln ihr Unwesen: Ein Löwenpaar mit drei Jungen!
Letzte Woche noch sagten unsere Freunde, dass sie seit Monaten keinen Löwen mehr gehört hätten – und jetzt haben sich gleich 5 direkt vor ihrer Haustür (ca. 20 m) niedergelassen.
Wir sehen natürlich gar keinen Zusammenhang zwischen unserem Eintreffen in Nairobi und den ungebetenen Gästen. Trotzdem beeinträchtigt das unser Leben schon. Gestern Abend wollten wir unsere Freunde besuchen – das viel aufgrund des befürchteten Löwenhungers aus. Heute wollen wir noch mal einen Versuch starten und werden quasi mit unserem Auto ihn ihre Wohnung fahren. Ein Glück dass sie ebenerdig wohnen. Wir wollen doch nicht, dass der Löwe uns samt Babybauch aufspürt und seinen Jungen ihre erste “Kinderüberraschung” vorführt.
Falls ihr ab morgen nie wieder was von uns hört, könnt ihr davon ausgehen, dass sehr nahe und sehr hungrig waren…
Was für ein Gefühl, wenn man nach über 4 Monaten wieder den Haustürschlüssel zücken kann und die eigene Tür öffnen kann! Und was für ein Gefühl, wenn man weiß und sieht, dass die Freunde, die unser Haus “bewacht” extra noch geputzt und die Betten überzogen haben, damit wir direkt nach unserer Ankunft (5.00 Uhr morgens) ins Bett verschwinden können. – Da fühlt man sich doch gleich wieder zu Hause!
Kenia hat uns wieder
Trotzdem, wir sind wieder gern hier, und wir haben sogar unsere 100 kg Gepäck (!!!) sicher nach Kenia und OHNE Zollkontrolle eingeflogen. Dann hat sich die mühevolle, tagelange Packerei ja doch gelohnt. Und wir verzeihen auch Turkish Airways die einstündige Verspätung bei der Ankunft.
Kleiner Tipp für solche, die nachts übermüdet in Nairobi ankommen und sich die Zollkontrolle mit 5 Koffern ersparen wollen: den Schwangeren-Bauch ganz weit rausrecken und sagen, dass in den Koffern alles gebrauchte Sachen fürs Baby drin sind. Hat zumindest bei uns funktioniert.
Der eine oder andere fragt sich bestimmt schon, ob wir untergetaucht sind. Nein, wir sind noch in Leipzig – und beten! Wir haben spontan die erste deutsche Gebetsschule ins Leben gerufen, ein Pilotprojekt mit über 40 “Versuchsteilnehmern”. Die Idee entstand durch viele Gespräche, in denen wir von Mavunos Gebetschule und unseren eigenen Erfahrungen berichteten. Das Interesse in Deutschland ist enorm und so haben wir ein paar Wochen an unseren Heimataufenthalt ran gehängt und führen einen sechswöchigen Kurs durch, wo es nur ums Gebet geht, naja und auch ums Fasten.
Ein paar Meinungen von unseren Teilnehmern:
“Endlich wieder mal eine Gemeindeverantstaltung in der Woche, auf die ich mich freue!”
“Als ich 15 war, hatte ich eine große Sehnsucht, Gott reden zu hören. Diese Sehnsucht ist jetzt wieder aufgebrochen.”
Wir sind selbst so begeistert von dem, was Gott schon in den erste Wochen getan hat und wie motiviert die Teilnehmer sind, dass wir fast alles um uns herum vegessen – sogar das Blog schreiben.
2 Tage Hamburg – und wir sind begeistert. Sympathische Stadt, angenehmes Flair und vor allem viel los. Hier wird ein komplett neuer Stadtteil errichtet, die Hafen City mit einem der modernsten Konzerthäuseren der Welt, der Elbphilharmonie. Es ist das größte Stadtentwicklungsprojekt Europas, und das lassen sich die Hamburger echt was kosten. Wir sind schwer beeindruckt und begeister von dem, was da passiert:
Noch ein paar Fakten zu Hamburg:
ja, wir haben sie verpasst, die Mavuno-eigne Leiterkonferenz namens Fearless 2.0. Etwa 450 leitende Mitarbeiter aus unserer Gemeinde haben daran teilgenommen und allein das ist schon ein Wunder. Vor einem reichlichen Jahr hatten wir ja gerade einmal 450 Gemeindemitglieder.
Per Skype konnten wir die Eröffnungszeremonie trotzdem verfolgen – Dank an Kangai, die fleißig die Kamera ihres MacBooks in Richtung Bühne hielt. Die Live-Schaltung erlaubt sogar ein kurzes Grußwort über den Screen an die Menge – super.
Der Aufwand hat sich komplett gelohnt – wir Mitarbeiter halten zusammen wie noch nie, sind einsatzbereit wie noch nie und sind überzeugt, am richtigen Platz zu sein. Noch über eine Woche danach laufen die Diskussionen auf Facebook und unseren Online-Foren auf Hochtouren.
Auf die Neuauflage 2010 bin ich schon gespannt.