Geständnisse einer Pastorin

Ja, ich weiß, schon allein das Wort PastorIN ist ein Reizwort, zumindest für manche. Aber meine offizielle Berufsbezeichung in Kenia ist eben diese, und dabei belasse ich es auch.

Geständnis 1
Ich war gestern auf einem Rockkonzert.
Es war eine rein dienstliche Angelegenheit, ehrlich. Mavuno war der Gastgeber, und Jars of Clay die Ausführenden. Und irgendeiner musste ja die Fotos für den Mavuno-Blog machen…
Ich hätte gar nicht gedacht, das Tontöpfe so gute Resonanz haben und dann auch noch so gut klingen. War echt gut, das Konzert.

Geständnis 2
Es war mein erstes Rockkonzert.
Ich war mir dessen gar nicht so bewusst, aber als im Vorprogramm der Moderator gefragt hat, wer das erste Mal ein Rockkonzert besucht, fiel mir auf, wie “friedlich” meine Jugendzeit war – mit Beethoven, Bach und Feiert Jesus 1. Höchste Zeit, das zu ändern! – Wie schreibt Ben Furman so schön: “Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.”

Hier ein paar – rein dienstliche – Schnappschüsse:
Jars of Clay 1
Jars of Clay 2
Jars of Clay 3
Jars of Clay 4
Jars of Clay 5

Valentinstag

Was passiert, wenn 70% der Gemeinde Singles sind? Richtig, es dreht sich alles um Dating, die Richtige, den Richtigen und wie man sie respektive ihn findet.

Pünktlich zum Valentinstag gibt es deshalb in Mavuno den “Love Month”. Im Februar geht es nur um Liebe, Single-Sein, Beziehungen, Partnerschaften und Ehe mit glücklichem Ausgang.

Weil die Sonntagspredigten da nicht ausreichen und nicht jeder in unserer Zielgruppe einen Gottesdienst besucht, haben wir speziell für den “Love Month” die Freitags-Events eingeführt:

unmask-the-man

  • Vergangene Woche: “Unmask the man” – Ein Blick hinter die Maske der Männer. Natürlich nur für Frauen.

men-only

  • Diese Woche: “Men only – eat lots of nyama choma, talk about sex and how it relates to purpose” Nur für Männer, Grillen, über Sex reden und wie das mit einem zielorientierten Leben zusammenhängt. Prädikat: empfehlenswert.

Resultat: der Mavuno Blog platzt aus allen Nähten, die Leute schrieben und kommentieren sich die Finger wund, diskutieren Predigten und Events online, schreiben von ihren Beziehungskisten. Wer einen Einblick in Nairobis Beziehungsalltag haben will: einfach die Kommentare auf www.mavuno.wordpress.com lesen.

Und wir? Mittendrin, von der Offenheit und dem Andrang überrascht, manchmal schmunzelnd angesichts vieler Parallelen zu Deutschland…

PS: Und was machen wir? Sind im Jugendgottesdienst und werden zu Ehe interviewt. Wie alles angefangen hat und was daraus geworden ist.

2500

Wir haben die 2500 geknackt. Am Sonntag zum Gottesdienst, oder besser gesagt zu den beiden Gottesdiensten.
Wir sind wieder mal an dem Punkt angelangt, dass das große Zelt nicht reicht und die “angebauten” Zelte auch nicht mehr reichen, weil der Besucherstrom nicht abreißt. – Da muss wohl ein dritter Gottesdienst her. Aber das wird erst nächste Woche entschieden.
Wir staunen, wie Gott Mavuno weiter wachsen lässt.

Ein Grund mag sein, dass wir seit Jahresanfang eine Predigtoffensive für gesunde, stabile Ehen gestartet haben – ein dringend notwendiges Thema angesichts der vielen Ehescheidungen im Land.
Muriithis Predigten über Ehe hauen voll rein. – Er hat keine ” Bete-und-alles-wird-gut-Theologie” sondern füttert seine Leute mit geistlichem Schwarzbrot. Und an diesem Brot kauen selbst wir beide noch nach dem Gottesdienst rum.
Das geniale an seiner Art ist: Er ist glasklar, ohne die althergebrachte moralische Keule, verpackt das in viel Humor und trifft mit seinen Beispielen den Nagel auf den Kopf bzw. seinen Zuhörern ins Herz. Und das spricht sich eben herum.

Ziege statt Glühwein

Bei Sonnenschein und 25°C im Schatten ist eine Weihnachtsfeier einfach etwas anders. Da versuchen wir erst gar nicht weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen und feiern stattdessen Open Air mit gekühlten Getränken und Grillen. Doch auf den Tannenbaum können selbst die Kenianer nicht verzichten.

img_5525Ziege ist eine Delikatesse – und die Stücke müssen groß sein.

img_5523Nur einer der drei Grills.

img_5560Relaxing.

img_5563Der Chef Muriithi am Boden.

img_5646Und wo bleibt mein Geschenk?

img_5647_2Aus ästhetischen Gründen wurde der Tannenbaum nur halb fotografiert.

img_5688Die Mitarbeiter von Mavuno.

Im Knast

In einen kenianischen Knast zu kommen ist denkbar einfach. Und so geht es:

1. Möglichkeit:
Du verstößt versehendlich gegen die Straßenverkehrsordnung und wirst zufällig von einem übel gelauntem Polizisten erwischt. Dummerweise hast du kein Geld dabei, um die Strafe bzw. Bestechung zu zahlen, damit er dich wieder gehen lässt und er sich sein Mittagessen kaufen kann.

2. Möglichkeit
Du verstößt nicht gegen die Straßenverkehrsordung, hast aber bei der Verkehrskontrolle keinen gültigen Pass bzw. Aufenthaltsgenehmigung dabei oder den (internationalen) Führerschein vergessen und der Polizist hat etwas gegen Weiße.

3. Möglichkeit
Du gründest eine Schule in einem kenianischen Dorf ohne die notwendige Erlaubnis – und die Regierungsbehörden kommen dahinter.

4. Möglichkeit
Du bist Mitglied von Mavuno und damit Teil der Repräsentanten, die den Gefängnis (für die Gefangenen) zu Weihnachten Betten und Matrazen schenken. Und du wirst Zeuge, wie das erste kenianische Gefängnis überhaupt in den Besitz von Betten kommt.
Aus diesem Grunde bist hoch willkommen, bekommst Soda und Snacks und siehst viele dankbare Gesichter. Und das beste ist: du kommst ohne weiteres wieder raus.

Obwohl Möglichkeit 1 & 2 durchaus realistische Optionen für uns sind, ein Gefängnis von innen zu sehen, haben wir doch Möglichkeit 4 bevorzugt – und waren sehr berührt von dem, was wir gesehen haben.
Hier ein paar Eindrücke:

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Bremser

Ich hätte nicht gedacht, dass das einmal vorkommt. Gestern im Staffmeeting haben wir über die Ziele für 2009 diskutiert und es kam dazu, das ich einer derjenigen war, der die anderen gebremst hat!!! Bin ich jetzt rückständig? Werde ich alt, ein Nörgler? Konservativ?

Eher nicht, schließlich ging es darum, ob sich die Gemeindegröße im nächsten Jahr wieder vervierfacht oder gar noch schneller wächst. Da war ich dann doch zurückhaltend und nicht ganz so euphorisch – hat ja auch was mit Arbeit zu tun…

Kopf oder Füße waschen?

Das ging echt unter die Haut. Am Sonntag wurde ich – neben ca. 1500 anderen -Zeuge, wie mein Chef über Demut predigte. Kein leichtes Thema, hier wie in Deutschland. Hat er sich auch gedacht. Und warum eine halbe Stunde von der Kanzel aus drum herum reden, anderen – und sich selbst – den Kopf waschen, dass wir nicht demütig genug sind, und dann wieder in die Masse abtauchen und so tun als wäre nichts gewesen.
Simon ist nicht so. Er ist keiner, der anderen den Kopf wäscht und sich die Hände nicht schmutzig macht. Er ist ein Mann der Tat und bat als Abschluss seiner Predigt seine Ehefrau auf die Bühne und wusch ihr vor aller Augen die Füße. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Er, der einer der angesehensten Männer der Gemeinde ist, kniet sich vor seiner Ehefrau nieder, um ihr die Schuhe auszuziehen, ihr die Füße zu waschen, abzutrocknen und dann wieder die Schuhe anzuziehen. In einer Kultur, wo Männer wesentlich mehr geachtet sind als Frauen, schlägt so was ein wie eine Bombe.
Die ganze Gemeinde war perplex, und überall hörte man es schniefen. Und irgendwie bekam ich etwas Mitleid mit den vielen Ehemännern, die etwas stiller als sonst nach Hause gingen…

PS: Falls jemand mit dem symbolischen Akt des Füßewaschens nichts anfangen kann, der findet im Johannesevangelium Kapitel 13 die Erklärung dazu.

“Brauchst du etwa Urlaub?”

Im Handbuch für Angestellte und Praktikanten (ja, so etwas gibt es hier auch) steht geschrieben, dass man 24 Tage im Jahr Urlaub machen darf.

Und so geht das mit dem Beantragen:
Ich: Daniel und ich möchten gern Urlaub machen. Wir dachten so ab übernächste Woche. Geht das? (Wir haben uns an die Spontaneität hier ja schon angepasst.)

Chef: Du willst Urlaub machen? Hmm. Brauchst du überhaupt Urlaub?

Ich: Äh (Hilfe, war sage ich jetzt?) ja natürlich. Ich dachte, wir hatten 24 Tage Urlaub in Jahr und wir hatten seit über einem Jahr keinen wirklichen Urlaub mehr.

Chef: Wie viele Tage Urlaub willst du denn nehmen?

Ich: Ich dachte an zwei Wochen.

Chef: Was, so lang? Wir nehmen hier nur maximal 10 Tage Urlaub.

Ich: Da sind wir Deutschen anders, tut mir leid.

Chef: Aber zum Gebetssemimar dienstags kommst du.

Ich: Wie bitte? Ich denke, ich habe Urlaub.

Chef: Ja, aber wir machen alle Ausnahmen. Oder wirst du Nairobi verlassen?

Ich: (denke: “Jetzt auf jeden Fall.”) sage: “Weiß noch nicht.”

Chef: Na dann füll mal die Formulare aus.

Pro Person gibt es ein DIN-A4-Blatt voller Fragen und Anweisungen, u.a. mit dieser: “Begründe, wenn du weniger als 14 Tage Urlaub machen willst.”

Aha, das muss ich jetzt nach den Gespräch mit den Chef nicht verstehen, oder?
All das muss in doppelter Ausführung geschehen und – wie bei den lokalen Behörden so üblich – mit tausend Unterschriften von zig Leuten versehen werden.

Schade eigentlich, dass mein Chef nicht noch mal gefragt hat, ob ich Urlaub brauche. Die Antwort wäre spontan und sehr eindeutig ausgefallen.

PS: Ab morgen haben wir Urlaub – theoretisch und praktisch.

Visionstest

Frisch aus dem Mitarbeitertreffen von Mavuno. Unser Chef Muriithi Wanjau hat uns nach den Visionen für unsere Arbeitsbereiche und unser Leben gefragt und uns herausgefordert, diese zu konkretisieren. Damit Gott und ich genau wissen, woran wir sind.

Besteht deine Vision den Test:

  • Wenn Gott deine Vision in diesem Moment erfüllt – könntest du dann zufrieden sterben? Oder merkst du, dass deine Vision doch etwas zu klein war? Dass du Gott um Größeres hättest bitten können?
  • Hhmm, macht mich nachdenklich … so schnell sollte es doch nicht gehn.

    Mach mal den Test.