In diesem Jahr war alles anders: statt mit Nancy und den Kids war ich (Daniel) allein zum jährlichen Staff-Retreat von Mavuno, statt Indischer Ozean waren wir in der Nähe von Nairobi, statt ausgedehnten 5 Tagen hatten wir nur 3 Tage. Und das hat seine Gründe:
Familiäre Veränderungen: wir sind jetzt zu viert. Um mit 4 Personen für 2 Wochen nach Kenia zu fliegen war uns das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu ungünstig. So haben wir uns schweren Herzens entschlossen, dass Nancy mit den Kids in Berlin geblieben ist.
Veränderungen bei Mavuno: Mavuno Central steht vor dem Umzug auf das eigene Grundstück, das vor wenigen Wochen gekauft werden konnte. Da heißt es für alle, den Gürtel enger zu schnallen. Auf die Klausur zu verzichten kam aber nicht in Frage, weil der Wert unbezahlbar ist. Hier zeigt sich die Kraft der Gemeindevision: man widersetzt sich Sparzwängen, weil die Vision über den Umzug hinaus geht. Ein funktionierendes Staff-Team, dass voll auf die Vision eingeschworen ist braucht man während der Umzugsphase, und noch viel dringender: danach. Denn dann heißt es: durchstarten.
Hier sind vier Lektionen aus der 9-tägigen Reise:Â
Hoher geistlicher Grundwasserspiegel
Bereits in den drei Tagen vor dem Retreat fiel mir in Nairobi auf, woran ich mich eigentlich schon längst gewöhnt hatte. Quasi überall scheint einem Gott & Christ-Sein & Spiritualität ins Gesicht. Ob als Bibelvers auf der Heckscheibe eines Matatus (Sammeltaxi) oder in Form eines Bus-Predigers, der plötzlich auftaucht, seine Bibel rausholt, die Insassen zum Gebet bittet und dann lospredigt. Kein Wunder, dass manche Busse dies Aufkleber haben:

Mehrmals schlug im Bus neben/vor/hinter mir jemand eine Bibel oder ein Andachtsbuch für die persönliche Stille Zeit auf – auch wenn die mit 105dB HipHop-Untermalung aus donnernden Bus-Lautsprechern eine andere Qualität der Stille verlangt;-)
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Kein Wunder, dass Gott in Deutschland so fern scheint. Kein Wunder, dass geistliche Disziplinen schwer fallen. Kein Wunder, dass Christen Gott “vergessen”, nicht mit ihm reden oder über ihn lesen. Es wird Zeit, dass aus der geistlichen Wüste Deutschland wirklich “blühende Landschaften” mit einem hohen geistlichen Grundwasserspiegel werden.
Spaß mit Vision
Lebensfreude, Begeisterung, Lachen, Spiel, Spaß und Verrückt-Sein sind nicht nur Beiwerk in der Gemeindearbeit, sondern elementare Grundbausteine. In 9 Tagen Kenia habe ich so viel gelacht wie in 9 Monaten Berlin. Sind wir hier wirklich so ernst, task-oriented? Hier holt mich mein Deutsch-Sein ein – und ich weiß noch nicht, wie ich das ändere, außer mehr über mich selber zu lachen.
Beleidigt deine Vision Gott?
Für das Retreat gab es eine afrikanische Pflichtlektüre. Die Biographie eines nigerianischen Gemeindegründer-Ehepaares, die von der RCCG in Nigeria ausgesandt worden in Kenia Gemeinde zu gründen und bisher über 30 Gemeinden ins Leben gerufen haben, etliche auch in den Nachbarländern – und mehr entstehen permanent.
Die Vision von RCCG hat mich fast aus den Latschen gekippt: In Entwicklungsländern wollen sie in jeder Stadt Gemeinden in 5 Minuten Laufdistanz gründen, in der entwickelten Welt in 5 Minuten Fahrdistanz! Unglaublich! Und sie haben in Deutschland schon 20 Gemeinden.
Die Vision von Mavuno braucht Gott: bis 2035 in jeder einflussreichen Hauptstadt weltweit eine Gemeinde zu gründen, bis 2025 in jeder afrikanischen Hauptstadt eine Gemeinde plus je eine Gemeinde auf jedem Kontinent, bis 2015 5 Gemeinden mit insgesamt 20.000 Leuten in Nariobi plus 10 Gemeinden in afrikanischen Hauptstädten + die ersten internationalen Gemeinden.
Mavuno ist davon überzeugt: “Wenn deine Vision dich nicht einschüchtert, dann beleidigt sie Gott.”
Kündigen mit Vision
Im Retreat wurden die Mitarbeiter von Mavuno aufgefordert, ihre Kündigung zu schreiben und sich versetzen zu lassen. Nur so kann Gemeinde wachsen: wenn Mitarbeiter immer sich nicht nur weiterentwickeln, sondern auch weitergehen. Und die Antworten waren “Amen!”, “Preach it!” Nur die Kraft der Vision bringt Leute dazu, so zu reagieren. Jetzt wird es konkret, die ersten Mitarbeiter werden im Juli ausgesandt, bis dahin arbeiten sie sich heraus: kümmern sich um ihre Nachfolge, um Übergabe, Dokumentation, und Research für den nächsten Job.
Mich begeistert die Entschlossenheit, die Zielstrebigkeit und der unerschütterliche Glaube an Gott. Das ist Feuer für die Vision.