Kopf oder Füße waschen?

Das ging echt unter die Haut. Am Sonntag wurde ich – neben ca. 1500 anderen -Zeuge, wie mein Chef über Demut predigte. Kein leichtes Thema, hier wie in Deutschland. Hat er sich auch gedacht. Und warum eine halbe Stunde von der Kanzel aus drum herum reden, anderen – und sich selbst – den Kopf waschen, dass wir nicht demütig genug sind, und dann wieder in die Masse abtauchen und so tun als wäre nichts gewesen.
Simon ist nicht so. Er ist keiner, der anderen den Kopf wäscht und sich die Hände nicht schmutzig macht. Er ist ein Mann der Tat und bat als Abschluss seiner Predigt seine Ehefrau auf die Bühne und wusch ihr vor aller Augen die Füße. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Er, der einer der angesehensten Männer der Gemeinde ist, kniet sich vor seiner Ehefrau nieder, um ihr die Schuhe auszuziehen, ihr die Füße zu waschen, abzutrocknen und dann wieder die Schuhe anzuziehen. In einer Kultur, wo Männer wesentlich mehr geachtet sind als Frauen, schlägt so was ein wie eine Bombe.
Die ganze Gemeinde war perplex, und überall hörte man es schniefen. Und irgendwie bekam ich etwas Mitleid mit den vielen Ehemännern, die etwas stiller als sonst nach Hause gingen…

PS: Falls jemand mit dem symbolischen Akt des Füßewaschens nichts anfangen kann, der findet im Johannesevangelium Kapitel 13 die Erklärung dazu.

Eine Antwort auf „Kopf oder Füße waschen?“

  1. Und irgend etwas sagt mir, dass das Schniefen nicht von dem Brennen in den Augen kam…
    Mal im Ernst, ist schon erstaunlich, dass dieses alte Zeichen Jesu selbst noch in unserer Zeit so eindrucksvoll ist. Da lernt man, sich selbst nicht so furchtbar wichtig zu nehmen.

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