Einzug statt Auszug

Welch ein Ironie! Ende April sollten wir mit unserem Zelt umziehen oder ausziehen, jetzt sind wir sogar noch mit den Büros eingezogen. Was ist passiert?
Unser großer Mitbewerber ist aus dem Rennen! Er ist bei den Behörden einfach nicht durchgekommen und zieht sich zurück. Wir müssen nicht umziehen! For sure – there is a God!!

So haben wir der Stadtverwaltung statt Umzugsplänen neue Baupläne eingereicht…

Schulbank drücken

Es ist taff, du wirst gestrietzt – und es ist sau – äh richtig gut, unser 10 wöchiger Leitertrainigskurs. Eigentlich war er nur für unsere Gemeindepraktikanten gedacht, aber was für sie gut ist, kann uns nicht schaden (bis auf den momentanen Schlafmamgel).
Und so muss man sich das vorstellen: 16 junge, hochmotivierte angehenden Leiter kommen erzählend und lachend 10 Minuten vor Schulungsbeginn in den Seminarraum, der eigentlich nur maximal 10 Leute fassen kann. Ich kam erst 7 Minuten vor Beginn rein, und fand schon keinen Platz mehr. Wer nur eine Minute zu spät kommt, zahlt. Und zwar richtig viel.
Muriithi, der den Kurs hält, wirft gleich zu Beginn eine Frage auf, die ihm aus seinen Blog gestellt wurde: Darf eine Single Frau sich künstlich befruchten lassen, um ein Kind zu bekommen? Und gleich folgt die erste Hausaufgabe: jeder schreibt eine Antwort auf seinen Blog.
Und dann geht es weiter: Was tun wir mit den Teilnehmern, die ihre Hausaufgaben bis letzten Donnerstag 17.00 Uhr nicht abgegeben hatten? Gnade, das lernen wir, gibt es bei dem Kurs nicht. Die einzige Entschuldigung ist der eigene Tod, um seine Aufgaben nicht pünktlich via Email zu versenden. Stromausfall – zählt nicht. Kein Internet – Pech gehabt.
Die Stimmung wird immer besser, denn auch die Zuspätabgeber zahlen – die gebratene Ziege am Ende der 10 Wochen wird mit jedem Zupätkommer und -abgeber realer.
Und dann wird disskutiert. Pflichtlektüre: “Mutig führen” von Bill Hybels. Der Raum ist restlos überfüllt, aber dass die Luft dick wird, merken wir nicht. Wir diskutieren, stellen Fragen, fordern uns heraus – es ist einfach spannend.
Was macht man, wenn man unter einem Chef arbeitet, der nicht leiten kann?
Und was mache ich, wenn ich selbst keine Begabung zur Leiterschaft habe, aber leiten muss?
Muriithi erzählt aus seinem eignen Leben und was er in Oscars Schule alles hat lernen müssen. Keiner kann sich ihm enziehen, er ist inspirierend, herausfordernd und offen.
Zum Schluss die Hausaufgaben für die nächsten beiden Wochen:
1.Schreibe deine eigne Leiterschaftbiographie auf.
2. Schreibe deine 3 geistlichen Hauptbegabungen auf und erkläre, warum du denkst, dass du sie hast.
3. Studiere das Buch Nehemia, was lernst du über das Entwickeln einer Vison? Was sind die Schlüsselqualifikationen eines Leiters? Welche Auswirkungen hatte Nehemias Leiterschaft?
4. Lese das 4. Kapitel von “Mutig führen”, schreibe eine Zusammenfassung darüber und was du anwendest in deiner Arbeit.
5. Das selbe gilt für ein anderes Buch (5 stehen zur Auswahl). Lies es und schreibe einen Buchreport.

Ach ja, und neben bei arbeiten wir noch. Die neue Gebetschule muss vorbereitet werden, eine Seelsorgearbeit muss weiter aufgebaut werden, die Webside wartet auf Erweiterungen, und die Rundbriefe müssen ja auch versendet werden. Die Nächte werden also etwas kürzer ausfallen…

Warum Ostern (für mich) wie Weihnachten ist

Der Herr ist auferstanden. – Er ist wahrhaftig auferstanden!
Klar weiß ich, was Ostern bedeutet und warum Jesus sterben musste. Meine Mutter war Sonntagschullehrerin, mein Opa Gemeindeleiter und ich auf der Bibelschule.
Aber was es für mich persönlich und wertvoll macht, sind die Lebensgeschichten um mich herum, die von Vergebung und Neuanfang (Auferstehung?) reden:

Da ist die junge Frau, die heute das erste Mal das Abendmahl im Gottesdienst mit ausgeteilt hat – mit strahlenden Augen. Eine Abtreibung hat sie hinter sich und man merkt ihr manchmal an, dass ihre Lebengeschichte nicht einfach war. Aber sie hat erlebt, dass Jesus sie frei macht und davon sprechen auch ihre Augen.

Mein Kollgege sitzt hinter mir mit seiner kleinen Tochter auf den Arm. Sie war nicht geplant und sorgte schon vor ihrer Geburt für Aufregung, weil ihre Eltern nicht verheiratet waren. Heute ist mein Kollege in der Ausbildung zum Pastor – und er weiß, was ein Neuanfang ist.

Und da ist eine junge Kollegin, die in ihrer Enttäuschung über eine aufgelöste Verlobung eine sexuelle Beziehung mit einem Mann eingeht. Die dienstliche Konsequenz war Suspendierung.
Heute trat sie vor 2500 Leute im Gottesdienst und ihre Augen wurden feucht, als sie erzählt, wie sie Vergebung ganz neu erfahren hat. Und wie Jesus ihr hilft, Versuchungen zu widerstehen und wie er ihr geholfen hat, mit ihrer Vergangenheit zurecht zu kommen. Seit letzter Woche gehört sie wieder zu unserem Team.

Einzelfälle? Nicht in Mavuno. Heute haben sich wieder Absolventen des letzten Glaubensgrundkurses (Mizizi) taufen lassen. Ihre Lebensgeschichte kenne ich nicht, aber dieses Bild spricht deutlich:

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Wer so etwas erlebt, für den ist Ostern Weihnachten – einfach ein göttliches Geschenk!

Geständnisse einer Pastorin

Ja, ich weiß, schon allein das Wort PastorIN ist ein Reizwort, zumindest für manche. Aber meine offizielle Berufsbezeichung in Kenia ist eben diese, und dabei belasse ich es auch.

Geständnis 1
Ich war gestern auf einem Rockkonzert.
Es war eine rein dienstliche Angelegenheit, ehrlich. Mavuno war der Gastgeber, und Jars of Clay die Ausführenden. Und irgendeiner musste ja die Fotos für den Mavuno-Blog machen…
Ich hätte gar nicht gedacht, das Tontöpfe so gute Resonanz haben und dann auch noch so gut klingen. War echt gut, das Konzert.

Geständnis 2
Es war mein erstes Rockkonzert.
Ich war mir dessen gar nicht so bewusst, aber als im Vorprogramm der Moderator gefragt hat, wer das erste Mal ein Rockkonzert besucht, fiel mir auf, wie “friedlich” meine Jugendzeit war – mit Beethoven, Bach und Feiert Jesus 1. Höchste Zeit, das zu ändern! – Wie schreibt Ben Furman so schön: “Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.”

Hier ein paar – rein dienstliche – Schnappschüsse:
Jars of Clay 1
Jars of Clay 2
Jars of Clay 3
Jars of Clay 4
Jars of Clay 5

Valentinstag

Was passiert, wenn 70% der Gemeinde Singles sind? Richtig, es dreht sich alles um Dating, die Richtige, den Richtigen und wie man sie respektive ihn findet.

Pünktlich zum Valentinstag gibt es deshalb in Mavuno den “Love Month”. Im Februar geht es nur um Liebe, Single-Sein, Beziehungen, Partnerschaften und Ehe mit glücklichem Ausgang.

Weil die Sonntagspredigten da nicht ausreichen und nicht jeder in unserer Zielgruppe einen Gottesdienst besucht, haben wir speziell für den “Love Month” die Freitags-Events eingeführt:

unmask-the-man

  • Vergangene Woche: “Unmask the man” – Ein Blick hinter die Maske der Männer. Natürlich nur für Frauen.

men-only

  • Diese Woche: “Men only – eat lots of nyama choma, talk about sex and how it relates to purpose” Nur für Männer, Grillen, über Sex reden und wie das mit einem zielorientierten Leben zusammenhängt. Prädikat: empfehlenswert.

Resultat: der Mavuno Blog platzt aus allen Nähten, die Leute schrieben und kommentieren sich die Finger wund, diskutieren Predigten und Events online, schreiben von ihren Beziehungskisten. Wer einen Einblick in Nairobis Beziehungsalltag haben will: einfach die Kommentare auf www.mavuno.wordpress.com lesen.

Und wir? Mittendrin, von der Offenheit und dem Andrang überrascht, manchmal schmunzelnd angesichts vieler Parallelen zu Deutschland…

PS: Und was machen wir? Sind im Jugendgottesdienst und werden zu Ehe interviewt. Wie alles angefangen hat und was daraus geworden ist.

2500

Wir haben die 2500 geknackt. Am Sonntag zum Gottesdienst, oder besser gesagt zu den beiden Gottesdiensten.
Wir sind wieder mal an dem Punkt angelangt, dass das große Zelt nicht reicht und die “angebauten” Zelte auch nicht mehr reichen, weil der Besucherstrom nicht abreißt. – Da muss wohl ein dritter Gottesdienst her. Aber das wird erst nächste Woche entschieden.
Wir staunen, wie Gott Mavuno weiter wachsen lässt.

Ein Grund mag sein, dass wir seit Jahresanfang eine Predigtoffensive für gesunde, stabile Ehen gestartet haben – ein dringend notwendiges Thema angesichts der vielen Ehescheidungen im Land.
Muriithis Predigten über Ehe hauen voll rein. – Er hat keine ” Bete-und-alles-wird-gut-Theologie” sondern füttert seine Leute mit geistlichem Schwarzbrot. Und an diesem Brot kauen selbst wir beide noch nach dem Gottesdienst rum.
Das geniale an seiner Art ist: Er ist glasklar, ohne die althergebrachte moralische Keule, verpackt das in viel Humor und trifft mit seinen Beispielen den Nagel auf den Kopf bzw. seinen Zuhörern ins Herz. Und das spricht sich eben herum.

Ziege statt Glühwein

Bei Sonnenschein und 25°C im Schatten ist eine Weihnachtsfeier einfach etwas anders. Da versuchen wir erst gar nicht weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen und feiern stattdessen Open Air mit gekühlten Getränken und Grillen. Doch auf den Tannenbaum können selbst die Kenianer nicht verzichten.

img_5525Ziege ist eine Delikatesse – und die Stücke müssen groß sein.

img_5523Nur einer der drei Grills.

img_5560Relaxing.

img_5563Der Chef Muriithi am Boden.

img_5646Und wo bleibt mein Geschenk?

img_5647_2Aus ästhetischen Gründen wurde der Tannenbaum nur halb fotografiert.

img_5688Die Mitarbeiter von Mavuno.

Im Knast

In einen kenianischen Knast zu kommen ist denkbar einfach. Und so geht es:

1. Möglichkeit:
Du verstößt versehendlich gegen die Straßenverkehrsordnung und wirst zufällig von einem übel gelauntem Polizisten erwischt. Dummerweise hast du kein Geld dabei, um die Strafe bzw. Bestechung zu zahlen, damit er dich wieder gehen lässt und er sich sein Mittagessen kaufen kann.

2. Möglichkeit
Du verstößt nicht gegen die Straßenverkehrsordung, hast aber bei der Verkehrskontrolle keinen gültigen Pass bzw. Aufenthaltsgenehmigung dabei oder den (internationalen) Führerschein vergessen und der Polizist hat etwas gegen Weiße.

3. Möglichkeit
Du gründest eine Schule in einem kenianischen Dorf ohne die notwendige Erlaubnis – und die Regierungsbehörden kommen dahinter.

4. Möglichkeit
Du bist Mitglied von Mavuno und damit Teil der Repräsentanten, die den Gefängnis (für die Gefangenen) zu Weihnachten Betten und Matrazen schenken. Und du wirst Zeuge, wie das erste kenianische Gefängnis überhaupt in den Besitz von Betten kommt.
Aus diesem Grunde bist hoch willkommen, bekommst Soda und Snacks und siehst viele dankbare Gesichter. Und das beste ist: du kommst ohne weiteres wieder raus.

Obwohl Möglichkeit 1 & 2 durchaus realistische Optionen für uns sind, ein Gefängnis von innen zu sehen, haben wir doch Möglichkeit 4 bevorzugt – und waren sehr berührt von dem, was wir gesehen haben.
Hier ein paar Eindrücke:

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Bremser

Ich hätte nicht gedacht, dass das einmal vorkommt. Gestern im Staffmeeting haben wir über die Ziele für 2009 diskutiert und es kam dazu, das ich einer derjenigen war, der die anderen gebremst hat!!! Bin ich jetzt rückständig? Werde ich alt, ein Nörgler? Konservativ?

Eher nicht, schließlich ging es darum, ob sich die Gemeindegröße im nächsten Jahr wieder vervierfacht oder gar noch schneller wächst. Da war ich dann doch zurückhaltend und nicht ganz so euphorisch – hat ja auch was mit Arbeit zu tun…