Das ist alles nur geklaut

Wir kompletieren unser kenianisches Lebensgefühl von Tag zu Tag. Ist das nicht toll? Jetzt haben wir endlich zu unseren reichhaltigen Matatuerfahrungen die wichtigste Matatuerfahrung überhaupt gemacht (naja, zumindest Daniel): Neben Taschendieben zu sitzten.

Und so geht das:
Man stopft sich in ein Matatu rein, was schon recht voll ist (d.h. zwischen 15 und 18 Personen), setzt sich auf den vorletzten “freien” Platz neben einem gleichgültig dreinguckenden Herrn zwischen 18 und 35 Jahren, der einen großen Papierumschlag auf seinen Knien hat. Auf der anderen Seite nimmt gleichzeitig ein Herr der selben Kategorie, wahlweise mit einer Zeitung, Platz, und dann geht es los: Das Matatu fährt an, einer der Herren fährt unter seinen Umschlag in die Tasche seines Sitznachbarn – und – na so was er findet nix. Er versucht es noch mal, aber der der Musungu (weißer Mann) ist hartnäckig. Er hält seinen Rucksack und dessen Reißverschluss fest zu. Dann versucht sich der andere. Ohne Erfolg. – Das ist ihm wahrscheinlich noch nie passiert.
Da nützt alles nix. Mann bzw. Dieb muss zum Messer greifen, um an den begehrten Inhalt der Tasche ran zu kommen. Doch der Weiße bleibt stur. Er will das Zeug nicht rausrücken (ist ja auch logisch, wenn sein MacBook drin ist).

Diebe wären jedoch nicht Diebe, wenn sie nicht mindesten das selbe Maß an Hartnäckigkeit und Dreistigkeit besitzen wie die, die sie erleichtern wollen. In unserem Fall äußerte sich das so: Als Daniel aussteigen will, rücken die beiden keinen Millimeter von der Stelle. Statt dessen wird er mit sehr grimmigen Blicken bedacht, die deutlich machen: “Wir lassen dich nicht gehen, bis du dich beklauen lässt.” Als Eingeweihter kommt jetzt noch der Kassierer des Matatus ins Spiel, der die Tür des selbigen nicht öffnet, dafür aber mit einem Taschenrechner hantiert und meinem bedrängtem Gatten unter die Nase hält. – Reines Ablenkungsmanöver. Doch auch das beeindruckt ihn wenig.

Schließlich wird von einem couragiertem Fahrgast in glücklicherer Sitztposition die Tür geöffnet und wir können aussteigen. – Mit unserem gesamtem Hab und Gut und einem ordentlichen, geraden Schnitt im Rucksack (den wir erst viel später bemerkt habe). Und etwas weniger Nerven. Die beiden “Herren” hatten einen schlechten Tag – das sah man ihnen an.

Da diese Beschreibung das Erleben nur bruchstückhaft und damit unvollständig wiedergegeben werden kann, laden wir alle Leser ein, sich diesem reichhaltigem Matatu-Erfahrungsschatz persönlich auszusetzten. Es wird mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis! 🙂

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