Viel Nichts

Ein Urlaub sollte zu allererst erholsam sein. Für uns heißt das zu allererst Ruhe, wenig Menschen, viel Weite und Natur und auch Inspiration, sprich, was fürs Herz. Naja, und familienfreundlich sollte das ganze auch noch sein, oder sollen wir sagen ferdinandfreundlich.

Auf Rügen finden wir in diesen Tagen vieles von all dem. Vor allem in der Nachsaison. Manches von dem genannten gibt es so gar ein bisschen zu viel.
Zum Beispiel Wind. Laut Wetterdienst ist die gefühlte Temperatur auf der Insel zeitweise bei 2°C. – Ach, doch so hoch? 😉

Am Strand sammeln sich ungefähr unendlich viele Steine. Die sind nicht zu viel. Zum ins Wasser werfen brauchen Vater und Sohn eine gehörige Auswahl an großen, kleinen, flachen und runden.

Und dann gibt es noch laut Internet eine doch stattliche Anzahl an Kunsthandwerken – das Eldorado jeder Frau die handgemachte, geschmackvolle Kreativität liebt und stundenlang in diesen Werkstätten und Lädchen schnuppern, gucken, staunen und wenn es gar nicht anders geht vielleicht auch kaufen möchte. Für die Männer: Frauen brauchen das gelegentlich für ihr seelisches Gleichgewicht. Nicht verstehen, einfach akzeptieren!

Ich stellte beflissentlich eine Liste von möglichen Inspriationsquellen meiner kreativen Ader zusammen, im 11. Ehejahr muss ich meinen Mann nicht argumentativ von dem Warum und Wieso überzeugen – so lange er hinterm Lenkrad sitzen und seine Familie eigenhändig chauffieren darf, ist die Sache geritzt. Erstes Ausflugsziel: Sassnitz. Tolle historische Altstadt. Im Visier habe ich eine Silberschmuckschmiede. An der Tür lesen wir handgeschrieben: Meine Kernzeiten: 11.00 Uhr -17.00 Uhr. Es war 13.37 Uhr, aber keiner war da. In unmittelbarer Nachbarschaft beherbergte ein historisches Gebäude ein offenes Atelier – mit der unmissverständlichen Nachricht im Schaufenster: “Wir haben zwischen Weihnachten und Neujahr wieder geöffnet”. Der Laden direkt daneben, welcher meine Aufmerksamkeit auf sich zog, veröffentlichte erst gar keine Öffnungszeiten. Selbiges begegnete mir in dieser Hafenstadt noch mehrmals.

Sellin. Töpfereigeschäft. “Öffnungszeiten: Mo – Fr 10.00 – 18.00 Uhr Außer dienstags, da bin ich auf dem Markt” Ich stand am Mittwoch 15.04 Uhr vor verschlossener Tür.

Wiek. Nachmittags zwischen 15.00 und 16.00 Uhr. Ich frage jemand Einheimischen, ob es hier (in diesem Touristenhochburg-Badedorf) ein nettes Cafe gäbe. die Antwort: “Nö, die haben alle geschlossen.” Auf unserer Rückfahrt passieren wir noch eine von außen sehr ansprechendes Kunstatelier mit großem Schild “geschlossen”.

Wir als Familie folgen nun dem sehr einschlägigen Trend. Vorgestern standen wir vor unserer eigenen Ferienwohnungstür, die geschlossen war – und der Schlüssel steckte innen. Welch eine Freude und Erleichterung machte sich breit, als der Schlüsseldienst kam. Nicht, dass wir unbedingt wieder in unsere Ferienwohnung wollten, obwohl es gefühlte Windstärke 10 war. Nein, endlich war mal was los! Menschen tauchten auf, die Bohrmaschine wurde ausgepackt und das Schloss aufgebohrt. Genial! Unser Sohn war begeistert, sein Vater auch. Und ich habe die Kunst des Schlösserknackens kennengelernt. Das nenne ich Familienurlaub.Vielleicht sollten wir das noch mal wiederholen!

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