Gewichtsprobleme

Die Verabschiedung von Deutschland war ganz schön frostig. Wir nehmen das jetzt mal nicht persönlich, dass ausgerechnet bei unserer Stippvisite die Temperaturen auf -20°C in Leipzig gefallen sind.
Trotzdem kamen wir in Deutschland noch richtig ins Schwitzen. Beim Einchecken am Flugschalter.

Nach kenianischer Manier lächelten wir mit unserem breitesten und charmantesten Lächeln die Dame hinterm Schalter an, als wir unsere Koffer auf die Waage stellten. Leider hatte die Frau nur Augen für die Gewichtsanzeige und nicht für unsere Freundlichkeit. Sie war eben eine Deutsche.
Zuerst mussten wir sie überzeugen, dass wir statt den üblichen 20 kg Gepäck pro Person 30 kg mitnehmen durften. Ein Zettel der Fluggesellschaft überzeugte sie mehr oder weniger. Doch schien sie skeptisch geworden zu sein.
“Stellen Sie mal bitte ihr Handgepäck auf die Waage.” sagte sie und im selben Moment erstarrte mein Lächeln. Daniel versucht krampfhaft, so gelassen wie möglich die Gepäckstücke auf die Waage zu bucksieren.
“28 kg ?”, hörten wir eine entrüstete Stimme. “Das geht auf keinen Fall. Übergepäck müssen sie bei der Fluggesellschaft bezahlen”, ich behalte solange ihre Tickets am Schalter. Der nächste bitte.”

So viel stand fest: Die kriegen weder mein Geld noch meine Haribotüten.
Und auch nicht die Nutella.
In einer Ecke der Abfertigungshalle entdeckten wir schließlich die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Winterjacken. Wie durch ein Wunder hatte mein Mann nach wenigen Minuten 5 kg mehr an seinem Körper, und meine Jackentaschen beulten sich auch verdächtig nach außen. Etwas steif und beleibt standen wir 5 Minuten später wieder vor dem Schalter – mit weit weniger eindrucksvollem Lächeln und etwas zusammengekniffenen Augen.
“Wie haben Sie denn das gemacht?” staunte unsere schon bekannte Dame. “Ja, äh … ” Noch ehe wir Worte fanden wünschte sie uns einen guten Flug – und wir verschwanden – so schnell es unsere Körperumfang zu ließ – den Schalter.

Merke:
1. Du kannst Deutsche nicht mit deinem Lächeln beeindrucken.
2. Sie sind aber trotzdem nicht klüger als Kenianer.

P.S. Dass ich das Nutellglas letztendlich doch hergeben musste, weil der Inhalt unter “Flüssigkeiten” fällt, die wir nicht im Handgepäck mitführen durften, erwähne ich nur ungern.
Jedoch ahnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass im Handschuhfach unseres Subaru ein Glas dieser Köstlichkeit auf uns wartete – als Begrüßungsgeschenk von unseren Freunden.

4 Antworten auf „Gewichtsprobleme“

  1. Toll geschrieben – wie immer. Schön, dass doch soweit alles geklappt hat.
    Ein Tipp für’s nächste Mal, wenn Ihr gefragt werdet, wie Ihr das gemacht habt:

    “Ich habe einige meiner Habseligkeiten unter den Armen verteilt…” 😉

  2. Nämlich an die armen Moskau-Reisenden am nächsten Flugschalter, die sich im Duty-Free-Shop fast ausnahmlos noch mal mit Hochprozentigem eindecken. Hehe 🙂

  3. Irgendwie ist Deutschland schon komisch. Seit wann ist Schokolade die fest ist flüssig???
    Oder ist die in eurem Mantel geschmolzen und daher galt sie zu den flüssigkeiten???
    Schön das ihr da wahrt und schön wenn ihr wieder kommt.

  4. Hallo Ihr Lieben,

    ich hatte im Oktober genau dasselbe Problem, war zwar nur Nusspli, aber es hat meinen ersten Urlaubstag ziemlich verdorben, weil ich mich fragte, was ist daran flüssig, morgens um 6Uhr????? So, aber wir sind nun auf jeden Fall schlauer, wie?!

    DANKE mal wieder für Euren informativen Rundbrief und Dir Nancy noch nachträglich alles liebe und Gottes Segen zum Geburtstag.

    Ganz liebe Grüße aus dem nass-kühlen Mettmann in NRW 🙂

    von Chrisi

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