Einführung in “Was man alles falsch machen kann” Teil 1

Pastor Oscar kam uns heute besuchen. – In unserem Haus herrschte große Aufregung und unterschiedliche Ansichten, wie man einen Pastor gebührend bewirtet.
Bei der Begrüßung geht es schon los. Oscar einfach Oscar zu nennen, wäre sehr unhöflich, da er der höher Gestellte ist. Aber das haben wir uns schon angewöhnt. Also sagen wir brav Pastor Oscar. Wie früher, als wir noch Onkel und Tante sagen mussten. Wir sind ja gut erzogen.

Foto Doch viel weiter kommen wir mit unserer guten deutschen Erziehung nicht. Denn eine Begrüßung mit bloßem Handschlag und nur einer Hand ehrt den Gast nicht. Und schon gar nicht, wenn er der Chef ist. Das haben wir aber erst nach der Begrüßung erfahren, als wir ein kleine Einführung in kenianische Gastfreundschaft erbaten.
Da sich Pastor Oscar auf eine Tasse Tee eingeladen hatte, haben wir natürlich welchen gekocht, doch meine gute deutsche Erziehung ließ mich noch einmal nachfragen, ob er auch welchen möchte. Wieder Fehlanzeige. Man fragt so was nicht, Tee wird immer unaufgefordert ausgegossen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dabei habe ich die Worte meiner Mutter noch im Ohr: “Mach die Tassen nicht so voll.” – Habe ich gemacht. Bin ja gut erzogen. Was sagt Pastor Oscar dazu: “Meine Großmutter würde diese Tasse nicht anrühren, weil sie nicht randvoll ist. Für sie ist das ein Zeichen, dass sie nicht willkommen ist.” Uups. Habe gleich noch mal nachgegossen. Randvoll.

Foto Wenigstens war der Teller mit den Weihnachtsplätzen randvoll, denn Essen muss auch immer viel mehr da sein, als man schaffen kann. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung. Nur darf man nicht davon essen, bis die Herrin des Hauses gebetet hat. Außer bei einem Glas Wasser wird immer gebetet. Aha. So ist das hier. Und die Herrin des Hauses ist es auch, die dem Besuch erlaubt, wieder zu gehen. Jawohl, erlaubt.
Wenn sie nein sagt, dann muss er da bleiben. Außerdem muss sie ihre Gäste immer wieder nötigen, da zu bleiben, so zeigt sie ihnen ihre Wertschätzung. Ich habe das dann gleich mal bei Oscar versucht, aber letztlich dann doch nachgegeben. – Er ist ja der Chef und hatte auch noch ein Treffen.
Was man in einer Stunde alles falsch machen kann…. ungeheuerlich…. dabei sind wir doch gut erzogen worden…. dachten wir zumindest.

5 Antworten auf „Einführung in “Was man alles falsch machen kann” Teil 1“

  1. na das klingt ja noch nach nem ganzen stück arbeit… verstehe ich das richtig, dass es nicht okay wäre, wenn daniel servieren würde?

  2. Hach, Kinder, wie oft hab ich schon versucht, Euch das mit Eurer Erziehung nahe zu bringen. Aber auf mich hört ja keiner. Da muss erst Pastor Oskar kommen… :]

  3. @ Gesine: Wenn ich servieren würde und Nancy wäre dabei, wirft das ein schlechtes Licht auf sie. Nach traditionellem Verständnis hier ist sie die Herrin des Hauses.

    @ Der Onkel: Du hättest doch mitkommen sollen, die Zeit war zu kurz, wir haben’s noch nicht gelernt!

  4. Ich und arbeitslos? Die Gespräche von Mann zu Mann sind fast genauso wichtig wie das Essen! Gelangweilt habe ich mir noch nicht.

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