Na endlich: voll klimatisiert!

Ja, Matatus haben eine Klimaanlage: wenn alle Fenster offen sind, gibt es frische Luft. Das funktioniert besonders gut, wenn sich der Fahrer auf die Gegenfahrbahn wagt: dort fährt er am schnellsten und die Luftzufuhr ist prächtig.

Jetzt kommt der Hammer: Gestern wurde im Matatu nicht nur mein Kopf gekühlt, sondern auch meine Waden!

Wie das geht? Ganz einfach: Unter der letzten Sitzreihe einfach eine Bassreflexbox einbauen und sie mit seichtem Afro-Rap befeuern. Ergibt 140db – und die Waden bleiben kühl.

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Und das war mein Job in den letzten zwei Tagen:
Informationen sammeln in und über das Flüchtlingslager, in dem ich am Montag war. Ich sah dort viele Kinder, die dort umherliefen, sich langweilten oder in de Schule gehen wollten. (ja, so was gibt es tatsächlich). Darum wollte ich eine Frau der Tat sein und für Bildung und geistliches Wohlergehen der Kinder sorgen, sprich für Schule und Kinderstunden sorgen.

Und das waren meine Fragen und die Antworten, die ich dort bekommen habe:

1. Gibt es hier Kinderstunden, die von christlichen Organisationen oder Gemeinden organisiert werden?
” Hier gibt es überhaupt nichts in der Richtung. Wir würden uns sehr freuen, wenn du damit beginnen würdest.”
“Hier gab es was, die Leute kamen ein paar mal, aber jetzt ist nichts mehr.”
“Natürlich, hier kommen Leute her, jeden Tag von Montag bis Samstag machen sie ein Programm für die Kinder. Ich glaube von der Pfingstgemeinde.”

2. Wieviele Kinder leben hier im Lager?
“450”
“200 – 300”
“Das wechselt ständig.”
“600”

3.Wer ist für den Kinderbereich veratwortlich?”
“Da musst du im Kinderbüro fragen.” (sagt man mir im Hauptbüro)
“Da musst du im Hauptbüro Fragen.” (sagt man mir im Kinderbüro)

Foto4. Werden die Kinder hier unterrichtet?
“Ich würde gern in die Schule gehen, habe aber keine Uniform.” (sagt ein älters Kind.)
“Hier gibt es 150 Kinder, die als Schüler registriert sind. Und wir unterrichten sie.” (sagt eine Lehrerin)
Was ich jedoch sehe: eine Klasse von ca. 20 4-5 jährigen sitzt auf dem Boden mit Heften. eine Frau sitzt auf einem Baumstumpf. Sie ist die Lehrerin.

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Matatu – modern wie noch nie

Heute bin ich im modernsten Matatu gefahren, das ich bisher gesehen habe. Woran ich das merke? Im Armaturenbrett funktionierten volle drei Anzeigen: Tacho, Tankanzeige und Temperaturanzeige. Das gibt es nicht.

Weitere Vorteile: es war schnell. Im Stau hat es alle anderen überholt, naürlich auf der Gegenfahrbahn. Dass ein Geländewagen ein ziemliches Ausweichmanöver in die Büsche machen musste, nimmt man in Kauf. Imponiert hat mir dagegen der nach ihm kommende VW-Fahrer: der hat voll draufgehalten – und so mein Matatu auf seine Spur gezwungen. Natürlich erst, als beide Stossstange an Stossstange dastanden.

Sonst war im Matatu alles beim Alten: gerammelt voll, der Kassierer verlangt einen höheren Preis (hat er aber nicht bekommen :-)), der Sitznachbar fast auf meinem Schoss, Hitze, Schweiss… Das muss ich den Rucksack mit Computer schon festhalten…

Alltag?

Habt ihr schon so was wie einen Alltag? Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?

Ja, seit dieser Woche haben wir einen Arbeitsalltag.
So sieht er aus:

  • 5.35 Uhr Ich bin wach.
  • 5.45 Uhr Mein Wecker (Handy) klingelt, aufstehen, duschen.
  • 6.00 Uhr Losung lesen und beten.
  • 6.16 Uhr mein Handy klingelt. SMS von Oscar: 7.30 Uhr Meeting im Zelt: neue Gottesdienstplanung.
  • 6.48 Uhr Jennifer, unsere Kollegin aus dem Buero ruft an, braucht Unterlagen fuer Behoerden.
  • 6.49 Uhr Nancy wecken mit dem Hinweis: Meeting im Zelt, d.h. Raus jetzt!
  • 6.55 Uhr Ich mache mich mit den Unterlagen auf den Weg zum Tor unseres Wohnviertels.
  • 6.58 Uhr AM Tor treffe ich Hussen, der am Sonntag neu im Gottesdienst war. Wir quatschen kurz, er ist auf dem Weg zur Uni.
  • 6.59 Uhr Jennifer kommt, ich gebe ihr die Unterlagen und hoffe, dass damit unsere Arbeitsgennehmigung einen Schritt weiter kommt.
  • 7.09 Uhr fruestuecken (Nancy hat’s geschafft!)
  • 7.18 Uhr wir muessten los, Fruestueck abbrechen, Zaehne putzen
  • 7.28 Wir gehen los.
  • 7.31 Mein Handy klingelt: “Wo seid ihr?” fragt Oscar. Ups, die Deutschen sind unpuenktlich.
  • 7.37 Wir kommen am Zelt an und entschuldigen uns. Neben Oscar sind wir die ersten.
  • 7.40 Wir bekommen eine Einfuerung, wie man sich in einer Schamkultur entschuldigt (der Verkehr, der Freund, das Wetter…ist schuld). Das mag Oscar gar nicht.
  • 7.55 Gowi kommt. “Der Verkehr war heute unglaublich.” Bekommt von Oscar einen Rueffel (Bitte nicht weitersagen! 🙂 )
  • 8.00 Oscar hat nachts ueber den gestern geplanten Gottesdienst nachgedacht und den Plan ueber den Haufen geworfen. Wir planen neu.
  • 8.45 Wir fahren zum Teammeeting bei Faith.
  • 9.30 Das Meeting beginnt puenktlich eine Stunde nach Plan. Es geht um Teambuilding: wie koennen wir gegenseitig “Waffentraeger” sein, wer braucht welche Unterstuetzung der anderen?
  • 13.00 Mittagessen – endlich. Nach dem abgebrochenen Fruestueck sind wir doch etwas hungrig.
  • 14.00 Zum Teambuilding gehoert auch, dass jeder seine Story erzhaehlt. Heute ist Hasmik dran. Sie kommt aus Armenien, ihre Geschichte hoert sich an wie die von Georg Mueller.
  • 16.45 Treffen zu Ende, Abfahrt. Wir fahren bei Oscar mit, der noch seine Tochter von der Schule abholt.
  • 18.00 Zu Hause, Fuer die paar Km brauchen wir zur Rush Hour ueber eine Stunde. Geschafft und doch inspiriert.
  • 19.00 Abendessen.
  • 20.30 Film: Blood Diamond. Eigentlich muessten wir noch 2 Buecher lesen (Hausaufgaben fuer das ganze Team, d.h. sehr ernst nehmen … Wir werden morgen lesen.)
  • 23.00 chhrrrrr.
  • Alles klar?

    50-40-30-20

    Bei allem Einsatz wollen wir das Feiern doch nicht unter den Tisch (falls noch vorhanden und weder gestohlen oder verbrannt) fallen lassen. Und mein 30ster war ein guter Anlass dafür.

    Beim Aufstehen habe ich mich ehrlich gesagt weder wie Feiern noch wie 30 gefühlt, sondern wie mindesten 50. Die ersten Arbeitstage hingen mir doch etwas in den Knochen. Beim Mitarbeitertreffen ging mein Befinden dann immerhin auf 40 runter – ich war nur noch etwas geschafft. Und nach dem Treffen, als mir ca. 30 Afrikaner ein Geburtstagslied gesungen und Pastor Bea einen dicken Schmatz auf die Backe gedrückt hat war ich bei der 30 angekommen. Das hielt nur so lange an, bis wir erfuhren, dass wir frei haben. – Dann fiel auf einem Mal alle Müdigkeit von mir ab, ich fühlte mich wie 20 und wollte nur noch quer durch die Stadt in ein Shoppingcenter. Schließlich gehört zum Geburtstag ein Geburtstagsgeschenk! Und auch ein Kuchen.

    FotoDas hat sich auch Beth (eine Missionarin, die z.Z. in der Chapel mitarbeitet) gedacht und mich spontan zu Geburtstagskuchen essen eingeladen. Mit Shoppen war dann nicht mehr viel, Für eine Basttasche, die wir von 12 auf 7 € runtergehandelt haben, hats gereicht. Der traditionell von Daniel gebackene russische Zupfkuchen blieb aus in Ermangelung an Quark und Zeit. Dafür gabs Schwarzwälderkirschtorte, dem Namen nach zumindest. Unterm Sonnenschirm in einem Cafe versuchte ich dann die Kerze auf meinem Stück Torte auszupusten, der Wind war jedoch schneller.

    Weihnachten bei Santacklaus

    FotoFotoNein, das ist diesmal kein Rechtschreibefehler, Santacklaus sollte in unserer Nachbarschaft wohnen da unsere Wohnsiedlung Santack heißt. Allerdings haben wir ihn noch nicht persönlich getroffen.

    Der großen Nachfrage entsprechend wollen wir euch nun an unserer ersten kenianischen Weihnacht teilhaben lassen.

    Was es bei uns alles NICHT gab

  • Gänsebraten (haben wir sowieso noch nie gemocht)
  • pünktlich zum Festtagsschmaus am 24. 12. 19.00 Uhr elektrischen Strom (brauchten wir auch nicht, wir hatten Kerzen an)
  • Weihnachtsservietten (wäre schön gewesen, haben wir aber überlebt)
  • einen Weihnachtsbaum (hatten wir aus Platzgründen noch nie)
  • Verwandtschaftsbesuch (wäre zu viel Arbeit gewesen)
  • Stress (hatten wir die letzen Jahre genug)
  • in Geschenkpapier eingewickelte Geschenke (war uns zu teuer)
  • ein Abendessen am 25.12. (weil wir noch das Mittagessen zu verdauen hatten)
  • Was es gab

  • indisches Hühnercurry mit indischem Fladenbrot, Joghurt-Dipp und exotischem Obstsalat, dazu Wein aus schoenen neuen Gläsen (sehr lecker), Weihnachtsessen
  • Oscar Muriu in den 21.00 Uhr Nachrichten (hat er richtig gut gemacht)
  • schöne Geschenke:
  • – Lautsprecher für den Computer zum Musik hören
    – eine aus Maisstroh gebastelte Weihnachtskrippe
    – dem Wunschzettel gemäß schöne Weingläser und Wein,
    – dazu Nutella, Pizzariabesuche und Safaris

  • Knoblauchgeruch aus unseren Mündern am 25.12. als wir 3 Stunden im Garten einer Pizzaria zugebracht haben (danach konnten wir uns nicht mehr riechen)Daniel beim Italiener Nancy ist auch dabei.
  • Ruhe und Entspannung
  • “Das Fest” von John Grisham als Hörbuch (sehr zu empfehlen, vor allem für alle Weihnachtsmuffel)
  • eine unerwartete Mitfahrgelegenheit durch einen netten Nachbarn, als wir am 26.12. unsere deutschen Freunde besuchen wollten und kein Bus kam
  • einen Anruf aus Deutschland von Freunden am 24.12. abends
  • deutsche Weihnachtsmusik
  • Was wir vermisst haben

  • Die Gospel-Night in Dresden am 24.12. um 23.00 Uhr, zu der wir schon letztes Jahr hin wollten (wir hatten unsere “Gospelmusik” jedoch schon am 23.12. im Gottesdienst)
  • Schnee – aber nur auf Nachfrage
  • sonst nichts
  • Ihr seht also, man kann zu Weihnachten in Kenia gut (über)leben. Ist alles gar nicht schlimm – zumindest so lang man Post und Geschenke aus Deutschland bekommt.

    Vielen Dank an alle, die an uns gedacht haben, sei es durch Mail, Anrufe oder Wunschzettel-Erfüller.

    Feiertagsrätsel

    FotoLiebe Blogleser,

    falls ihr euch vom Geschenke ein- und auspacken erholen, die überschüssigen Kalorien aus den Festtagsmahlzeiten abbauen oder einfach mal eure Ruhe vor der Familie haben wollt und einen guten Vorwand sucht: hier kommt unser ulitmatives Festtagsrätsel. Die gesuchten Antworten entstammen alle unserem kenianischen Umfeld und gibt es wirklich.

    Und so geht es:
    Gebt einfach auf die gestellten Fragen einen Tipp per Kommentar auf unserem Blog ab. Die originellsten Antworten werden gekürt. Und ab 2. Januar 2008 werden wir euch die Lösungen präsentieren.
    Natürlich könnt ihr auch auf einzelne Fragen antworten.

  • 1. Was ist ein roadrunner (Straßenrenner)?
  • 2. Warum sollten wir am 27.12. das Haus nicht verlassen?
  • 3. Warum nuckelt Daniel jeden Samstag an unserem Gartenschlauch?
  • 4. Was machen die Kenianer am Sonntag nach dem Gottesdienstbesuch am liebsten?
  • 5. Was ist in Kenia ein Broiler?
  • 6. Warum riecht es jeden Montagabend bei uns nach Popcorn?
  • 7. Wie kommt es, dass die Kenianer trotz Straßenschlamm immer saubere Schuhe haben?
  • Noch ein Tipp:
    Falls sich die Gespräche in vertrauter Familienrunde wieder mal so dahin schleppen und euch langweilen, könnte dieses Rätsel die Familienrunde erheitern und dem Weihnachtsfest eine neue Dimension verleihen. Und gleichzeitig denkt ihr an uns!!!

    Wir wünschen euch viel Spaß beim Rätseln und natürlich ein wunderschönes Weihnachtsfest ohne überflüssige Geschenken und Kalorien.
    Seid lieb miteinander und esst nicht die ganze Schokolade auf einmal.

    Eure Flechsigs

    Ein gesegnetes Haus

    Was ist das Schönste, was einer Hausangestellten passieren kann, die Christin ist?
    > Wenn sie für einen Pastor arbeitet.

    Und was ist der “Himmel auf Erden” für eine Hausangestellte, die Christin ist?
    > Wenn sie für zwei Pastoren arbeitet.

    So ist es Jane vorgestern ergangen, als wir uns beim Abendessen unterhalten haben. Bisher hat sie noch nicht ganz verstanden, was wir hier machen (wie auch, wenn wir fast den ganzen Tag zu Hause sind und “nichts” machen). Doch vorgestern haben wir ihr noch mal ausführlich erklärt, wozu wir nach Kenia gekommen sind und was wir vorher gemacht haben. U. a. auch, dass wir eine theologische Schule absolviert haben und (so etwas wie) Pastoren sind. Ihre Augen begannen zu leuchten und sie fing an zu lachen und zu tanzen.
    “Wenn ich krank bin, dann rufe ich euch, und ihr betet für mich. Und dann geht es mit wieder besser. – Das ist sehr gut.”

    Anders als in Deutschland genießen Pastoren hier ein sehr hohes Ansehen. Für Jane ist es also eine große Freude und Ehre, für “Pastoren” zu arbeiten, und sie sprach uns auch gleich mit “Pastor” an. Damit wächst natürlich auch der Anspruch an unserer Lebensführung. – Ob wir dem gerecht werden?

    Was man(n) alles richtig machen kann

    – oder wie man Mitarbeiter motiviert

    Ich sitze vor meinem Laptop und suche gerade vergebens nach Worten. Das passiert nicht so häufig. Aber im Augenblick bin ich sprachlos.
    FotoVor mir steht ein wunderschöner, großer Blumenstrauß mit gelben Rosen. Dieses Prachtexemplar schmückt seit wenigen Minuten unser Heim.

    Es klingelt am Tor, und vor uns steht ein kleines Mädchen, dass jedoch vor lauter Blumen gar nicht zu sehen ist. Ein Blick auf die Straße verrät uns, dass sie aus Oscars Auto gestiegen ist. Ich blicke durch das Tor und schaue durch das geöffnete Autofenster in Oscars lachendes Gesicht.
    Ich bin so überrascht, dass ich weder alle seine Worte verstehe, noch die richtigen Worte finden kann. Doch so viel verstehe ich – die Blumen sind für uns.
    Das Mädchen schlüpft aus dem Tor und in sein Auto hinein – und weg sind sie.
    Ich schaue erst die Blumen und dann meinen Mann mit offenen Mund an. “Der ist für uns.” sage ich, obwohl das Daniel schon längst begriffen hat.
    Ich bin überwältigt. Wie kommt jemand, der so beschäftigt ist und Verantwortung für viele Mitarbeiter und Gemeindemitglieder hat dazu, uns auf diese Art einfach so eine Freude zu machen?

    Doch dann erinnere ich mich. Was hat Oscar gestern gesagt? Beziehungen sind hier alles. Das ganze Leben funktioniert nur über Beziehungen. Darum sollte jeder, der hier lebt, sehr viel in Beziehungen investieren. Denn Beziehungen sind wichtiger als Geld und alles andere.
    Verstehe. Ich habe seine Kaffeetasse randvoll gemacht – und nun bekomme ich einen dicken Blumenstrauß. Er ist mir wichtig – und ich bin ihm wichtig.

    Und Daniel? Der überlegt sich gerade, wann er mir zuletzt Blumen geschenkt hat – und wie groß der Strauß war…

    Was mir an dieser Situation auffällt:
    Wir sind seit einem Monat hier und haben für unsere Verhältnisse nichts produktives gemacht. Und nach einem Monat “nichts tun” bekommen wir einen dicken Blumenstrauß. – So ist Gott. Er freut sich einfach, dass wir da sind und zeigt es uns.
    Und: so kennen wir das von unserer Heimat nicht. Blumensträuße gibt es, wenn überhaupt, erst beim Ausscheiden aus der Firma oder bei einer Beförderung. Erst, wenn man was geleistet, sich also eine Belohnung verdient hat. Schade eigentlich.

    Einführung in “Was man alles falsch machen kann” Teil 1

    Pastor Oscar kam uns heute besuchen. – In unserem Haus herrschte große Aufregung und unterschiedliche Ansichten, wie man einen Pastor gebührend bewirtet.
    Bei der Begrüßung geht es schon los. Oscar einfach Oscar zu nennen, wäre sehr unhöflich, da er der höher Gestellte ist. Aber das haben wir uns schon angewöhnt. Also sagen wir brav Pastor Oscar. Wie früher, als wir noch Onkel und Tante sagen mussten. Wir sind ja gut erzogen.

    Foto Doch viel weiter kommen wir mit unserer guten deutschen Erziehung nicht. Denn eine Begrüßung mit bloßem Handschlag und nur einer Hand ehrt den Gast nicht. Und schon gar nicht, wenn er der Chef ist. Das haben wir aber erst nach der Begrüßung erfahren, als wir ein kleine Einführung in kenianische Gastfreundschaft erbaten.
    Da sich Pastor Oscar auf eine Tasse Tee eingeladen hatte, haben wir natürlich welchen gekocht, doch meine gute deutsche Erziehung ließ mich noch einmal nachfragen, ob er auch welchen möchte. Wieder Fehlanzeige. Man fragt so was nicht, Tee wird immer unaufgefordert ausgegossen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dabei habe ich die Worte meiner Mutter noch im Ohr: “Mach die Tassen nicht so voll.” – Habe ich gemacht. Bin ja gut erzogen. Was sagt Pastor Oscar dazu: “Meine Großmutter würde diese Tasse nicht anrühren, weil sie nicht randvoll ist. Für sie ist das ein Zeichen, dass sie nicht willkommen ist.” Uups. Habe gleich noch mal nachgegossen. Randvoll.

    Foto Wenigstens war der Teller mit den Weihnachtsplätzen randvoll, denn Essen muss auch immer viel mehr da sein, als man schaffen kann. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung. Nur darf man nicht davon essen, bis die Herrin des Hauses gebetet hat. Außer bei einem Glas Wasser wird immer gebetet. Aha. So ist das hier. Und die Herrin des Hauses ist es auch, die dem Besuch erlaubt, wieder zu gehen. Jawohl, erlaubt.
    Wenn sie nein sagt, dann muss er da bleiben. Außerdem muss sie ihre Gäste immer wieder nötigen, da zu bleiben, so zeigt sie ihnen ihre Wertschätzung. Ich habe das dann gleich mal bei Oscar versucht, aber letztlich dann doch nachgegeben. – Er ist ja der Chef und hatte auch noch ein Treffen.
    Was man in einer Stunde alles falsch machen kann…. ungeheuerlich…. dabei sind wir doch gut erzogen worden…. dachten wir zumindest.