Deutschland auf den ersten Blick

Zwei Jahre in Nairobi zu leben ist ein Abenteuer. Wenn man dann in den eigenen Kulturkreis zurückkommt, ist das Abenteuer noch lange nicht vorbei. Du denkst, dass du nach Hause kommst, in die gewohnte Umgebung. Doch so heimisch ist die nicht mehr. Deutschland hat sich verändert und ich habe mich verändert. Kein Wunder also, dass in meinen Augen so manches eigenartig und merkwürdig erscheint. Kostproben gefällig?

Hier sind ein paar:

  • Leer – ob Straßen  oder Behörden – wo sind denn die Deutschen! Liegt’s an den Ferien?
  • Fußgängerfreie Fußgängerzonen – wo sind nur die ganzen Leute?
  • Dunkle Klamotten – die Lieblingsfarben scheinen Schwarz, Dunkelblau, Braun und Dunkelgrau zu sein
  • Sauber – wo ist denn der ganze Müll?
  • Moderne Autos – ohne Beulen, Dellen, Rost
  • Kleine Autos – hat jemand die Geländewagen und SUVs gesehen?
  • Alt – wo sind die jungen Leute?
  • Ernst – heute schon mal jemand lachen gesehen?
  • Wetter – wie bekommt man denn hier einen Sonnenbrand?
  • Internet – der DSL-Test sagt: 100x so schnell wie mein Office-Internet in Nairobi

Wer hat ähnliche Beobachtungen?

Deutscher Sommer und kenianischer Winter

Wir haben wieder deutschen Boden unter den Füßen!!! – Und unsere Füße sind kalt!
Pünktlich nach unserer ersten Nacht in deutschen Gefilden hat uns der Nachbar 7.30 Uhr mit seinem Heckenschneidemanöver direkt gegenüber von unserem Fenster “begrüßt”. So viel zu deutscher Pünktlichkeit und Ordnung. Das hilft uns natürlich enorm, uns wieder an das geordnete Leben in Deutschland zu gewöhnen. 🙂
Nur der Sommer lässt – ganz ordnungswidrig – noch auf sich warten. Um ehrlich zu sein, der kenianische Winter ist stellenweise wärmer… Aber wir wollen nicht lamentieren. Frische Semmeln zu Frühstück, Schnitzel zum Mittagessen und Erdbeertorte am Nachmittag lassen unser Herz so hoch schlagen, dass es uns nicht kalt wird. Und für die kalten Füße gibts ja Socken.

Fertsch!

Wir sind raus aus Mavuno, für die nächsten 3,5 Monate. Die Arbeit ist übergeben, die Leiterschaftsschulung mit Pastor M. mit Bowling und Fast Food abgeschlossen und die Flugtickets nach Deutschland liegen auf dem Schreibtisch.

Was macht man so kurz vor der Ausreise?
1. Tage zählen, bis man wieder Deutschen Boden untern den Füßen hat!
2. Sich mit den Resten der wohl gehüteten, aus Deutschland importierten Leckeren vollstopfen, bis einem schlecht wird.
3. Hoffen, dass der deutsche Sommer nicht dem kenianischem Winter gleich kommt.
4. Vorträge, Predigten, Präsentationen vorbereiten, egal ob man Lust hat oder nicht.
5. Feststellen, dass die Zeit dafür viiiel zu kurz ist!
6. Sich von Freunden verabschieden und vor allem die deutsche Freunde trösten, die nicht in die Heimat “dürfen”.
7. Ausrechnen, wie viel Katzenfutter man für 3,5 Monate kaufen muss – und dann auch nicht vergessen zu kaufen.
8. Packen!!! 40 kg dürfen mit, das muss man doch ausnutzen!!!
9. Seinen Tagträumen nachhängen und sich vorstellen, wie Quarkkäulchen und Wiener Schnitzel schmecken.
10. Hoffen, dass wir mit Türkisch Airways nicht nur abheben, sondern auch heil landen – und am besten überhaupt nicht darüber nachdenken.

So, na dann bis bald, Ihr lieben in Deutschland!

Amazing Race

Um möglichst alle unserer Leiter bei der Mavuno-eigenen Leiterkonferenz “Fearless 2.0” dabei zu haben, haben wir uns einen Wettbewerb einfallen lassen: The Amazing Race.

Das Team, welches als erstes 100% Teilnehmerquote hat, gewinnt eine Runde Pizza. Jede Woche gibt’s die neue Anmeldestatistik online. Hier das aktuelle Ranking:

amazing_race3

  • Die Gebetsseelsorger liefern sich mit dem Mizizi-Team ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Drei Wochen vor der Konferenz liegen sie fast gleich auf bei knapp über 55% Anmeldequote. 
  • LifeGroups – die Kleingruppen auf Platz 3 mit 39%.
  • Ushers (=Begrüßungsteam, Platzanweiser u.ä.), SOP (=Gebetsschule), Greenhouse (=Kinderarbeit), Services (=Gottesdienstteam) und YorkHouz (Jugendarbeit) liegen knapp dahinter. 
  • PMCC (Ehevorbereitungskurs) liegt ziemlich abgeschlagen auf dem letzten Rang. 

Warum ein Amazing Race? Wir sind davon überzeugt, dass unsere Leiter und Mitarbeiter Fearless 2.0 auf keinen Fall verpassen dürfen. Bei dem rasanten Gemeindewachstum müssen unsere Leiter einfach in die nächste Liga aufsteigen. Die Teams zu 100% dabei zu haben, ist uns eine Runde Pizza wert.

Blutarmut

Was macht eine Gemeinde, die sich konstruktiv in die Gesellschaft einbring, wenn der Vorrat an Blukonserven landesweit zu Neige geht? Richtig: Blut spenden. Gesagt getan, haben wir unser Gelände am Sonntag ein eine Blutspendezentrale verwandelt.
Vor, zwischen und nach den Gottesdiensten konnte Blut gespendet werden – die Mitarbeiter allen voran.

img_0746
Neben dem Hauptzelt wurde kurzerhand das "Blutspendezelt" errichtet.
img_0732
Das Interview mit unserem Buchhalter Alvin wird in den Gottesdienst übertragen.
img_0739
Ist doch Ehrensache! Über den Bildschirm kann der Gottesdienst weiter verfolgt werden.
img_0748
Exakt 450 ml müssen raus...
img_0749
Selbst für den Sicherheitsdienst (Hintergrund) eine Attraktion
img_0751
Das "Wartezimmer" reicht kaum aus.
img_0754
Initiatoren der Aktion
img_0758
Der Seniorpastor Muriithi während seiner Runde von Bett zu Bett.
img_0759
Reibungslose Organisation: jede Spende bekommt sofort einen Barcode.
img_0760
Danach gibt's Kekse und Soda.

Daniel & Nancy in der Löwengrube

Daniel und Nancy in der Löwengrube

Folgende Dialoge haben gestern Abend ca. 20.00 Uhr auf dem Diguna-Gelände stattgefunden. Um diese Zeit ist es bereits dunkel …

Doreen (Freundin von uns, am Haustelefon, die ca. 500m von unserem Haus entfernt auf der anderen Seite des Flusses wohnt): Hallo Daniel, ihr könnt gern zu uns heute Abend rüber kommen, die Kinder schlafen friedlich.

Daniel (in die Telefonmuschel): Ja, das ist schön. Wir haben nur ein Problem, der Löwe brüllt ziemlich nah vor unserem Fenster. Wir wissen nicht, ob es zu gefährlich ist, zu euch zu kommen.

Nancy: steht am Fenster und verfolgt gespannt jedes Geräusch von draußen – und das Gespräch am Telefon.

Doreen: “Ach so, hm. Ja, aber die sind menschenscheu. Letzte Woche ist einer im Dunkeln von unsere Seite auf eure gelaufen und der Löwe vor ihm ist ins Gebüsch abgehauen.

Daniel: Na Klasse.

Nancy (immer noch am Fenster stehend): Na, dann kommt ihr doch zu uns rüber!

Während dessen gibt der Löwe gerade wieder Laute von sich.

Doreen: Ja, äh …

Nancy: erinnert sich an den vorletzten Abend, als sie direkt vorm Haus im Gebüsch eine halbe Stunde deutliche Raubtiergeräusche gehört hat.

Daniel: Ok, wir kommen mit dem Auto zu euch. Nur, das Gartentor müssen wir dann trotzdem noch öffnen…

Nancy (denkt): Richtig. Und auf genau dem Weg 200m weiter vorn wurde 3 Wochen zu vor ein Hund von einem Löwen gefressen. Und unsere Nachbarn 20 m unserem Haus mussten vor kurzem den Löwen vom Hundezwinger vertreiben…

Daniel und Doreen beenden das Gespräch.

Daniel und Nancy stehen wie gebannt am Küchenfenster und glotzen in die Dunkelheit.

Daniel: Ich will nicht leichtsinnig sein…

Nancy versucht Daniel witzelnd zu ermutigen: Komm, sei ein Mann. Wir fahren rüber und du machst das Gartentor auf.

Daniel (platzt raus): Das hat nichts mit Unmännlichkeit zu tun, wenn man Angst vor einem Löwen hat! Schließlich habe ich nicht gelernt, gegen einen Löwen zu kämpfen!

Nancy (spricht wohlweislich den Gedanken nicht aus): Das sehen die Massais aber anders. Da ist nur der ein Mann, der gegen einen Löwen kämpfen kann.

Nancy (spricht aus): Okay, aber der Daniel in der Löwengrube wurde auch nicht gefressen.

Daniel: Der hatte auch Engel, die den Löwen das Maul zu hielten.

Nancy: Ja, aber wir sind hier auf einer Missionsstation. Das ist ein sehr gesegneter Ort, auf den Gott sicher aufpasst.

Daniel: Ok, dann lasst und zum Auto rennen und fahren.

Wir steigen ungewöhnlich zügig ins Auto ein, machen das Fernlicht an und fahren bis zum Tor (50m). Daniel springt aus dem Auto, macht das Tor auf, Nancy schaut sich angestrengt nach allen Seiten um, um eine eventuelle herannahende Gefahr auszumachen. Alles ruhig. Sogar das Haus unserer Diguna-Nachbarn (20 m von unserm entfernt) mit den drei Hunden liegt friedlich im Dunkeln. Diesmal gibt es keinen Löwen, der die Hunde aus dem Zwinger holen will.

Wir fahren einen 2 km langen holprigen Umweg um zu unseren Freunden zu kommen und sinnieren über kleine Polizeistation, an der wir gerade vorbeifahren.

Nancy: Ich kann schon verstehen, dass die Polizisten nachts nicht auf Streife gehen, weil sie Angst vor den Löwen haben…

Daniel: Hm. Ich auch …

Der Löwe ließ sich nicht blicken und als wir um Mitternacht wieder unser Haus betraten war doch eine deutliche Erleichterung bei allen beiden von uns zu spüren.

Wozu Knautschzonen gut sind

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir die Knautschzone unsere Autos testen würden. – Gestern war dieser Moment gekommen. Beschleunigen – Vollbremsung – Stehen – und dann ein Schups von hinten – Bumm.
Kann alles passieren und in Nairobi sogar recht häufig. Aber dass sich unser “Anstupser” dann anfängt um “Vergebung” zu fragen, wird meine innerlich Knautschzone dann doch etwas klein. Er versucht tatächlich sich rauszulavieren, und uns mit umgerechnet 8 € (!) abzuspeisen. Mehr hätte er wohl nicht. Polizei rufen ist sinnlos, darum versuchen wir zu verhandeln. Der Mann bleibt stur, Daniel eisern und ich lasse ihn nicht aus den Augen. Doch anstatt ihn aus den Augen zu lassen hätte ich ihm eher den Zündschlüssel wegnehmen sollen (eine gängige Methode in Kenia). Während Daniel mit der Versicherung telefoniert (ein ähnlich hoffnungsloses Unterfangen), schleicht unser Knautschzonentester um seinen eigenen Wagen herum, beachtet seinen Schaden, steigt unversehens in den Wagen ein – und verschwindet. Ja, richtig, er haut ab, macht sich aus dem Staub, zieht Leine, ergreift die Flucht. Ich schreie, Daniel rennt – unsere seelische Knautschzone ist nun endgültig demoliert. – So viel zu unserem einzigen freien Tag in der Woche.

Wie es ausgeht, wissen wir nicht, Daniel hat seine Telefonnummer herausbekommen und wird sich mit ihm Treffen – ohne Knautschzone.
Schade, dass Wilde Westen Zeiten vorbei sind, ich hätte da schon ein paar Ideen, wie man das klären könnte…

Es regnet, es regnet …

… die Erde wird nass. Endlich! Letzte Nacht hat es fast unaufhörlich geregnet, heute Vormittag ging es weiter und nun gewittert es schon wieder. Ich bin begeistert. Seit ich in Afrika lebe, hat Regen für mich eine komplett andere Bedeutung. Mensch und Tier sind hier so abhängig von dem seltenen Naturereignis, dass sich keiner über Regen beschwert.
Es gibt wieder grünes (!) Gras, der Garten bringt ungeahnte Pflanzen zum Vorschein und alles erwacht zum Leben. Vor unseren Fenster tummeln sich gerade Giraffen und Zebras, diesmal rotbraun-rotschwarz gestreift, weil der Regen hier immer eine leichte Brauntönung hat.
Und, wir haben ein Auto, was den Schlammpisten gewachsen ist und auch wasserdicht ist. – Das Leben könnte kaum perfekter sein an einem freien Tag. (Obwohl, ich hätte da vielleicht schon noch paar Ideen….)
_small_img_98001

Für alles Leser aus dem Sauerland: ich weiß, ihr könnt das nur schwer nachvollziehen, aber Regen ist in Afrika ein echter Segen.

Traumjob gefunden

Am Sonntag hatte mein Chef DEN Traumjob. Während wir im Gottesdienst schwitzten, stand er die ganze Zeit im Pool – und hatte damit rund 2.500 Neider – mich inbegriffen. Klar kam immer mal jemand zu ihm rein, den bzw. die er dann einfach mal kurz untertauchte. 

05042009003

Jetzt arbeite ich natürlich hart daran, seinen Job zu bekommen. Um nicht wieder bei 30°C im Zelt statt Pool zu sein.

Eltern los, Strom los

Wir haben sie wieder nach Hause geschickt – meine Eltern. Mit der Auflage überall herum zu erzählen, wie schrecklich und gefährlich es in Afrika ist und dass uns alle nur bemitleiden sollen. 🙂
Wir können das natürlich nur unterstützen und liefern weiter Beweismaterial:

_small_img_7065

_small_img_9072

_small_img_9024_2

Um das mit Erfahrungsberichten noch zu untermauern:
Am Dienstag war gleich den ganzen Tag kein Strom im Büro – diesmal jedoch angekündigt. Der Chef schickte uns wieder nach Hause (zum Arbeiten!), wir beiden fuhren jedoch zu unserem alten Arbeitsverteiler Oscar und sinnierten gemeinsam über Deutschland und Mission. – Das geht immer, auch ohne Strom.